Historisches aus den Archivordnern (4)

von Erich Reichle, Fällanden 

Dieser Artikel ist wörtlich vom Urtext abgeschrieben. Der Text ging an die Redaktionen vom „Glattaler“ und den „Anzeiger von Uster“ und wurde ohne Kürzung oder Änderung gedruckt (im AvU am 15.7.1993, im „Glattaler am 16.07.1993). Ein böser Gegenbericht stand im Glattaler am 23.07.1993. Die Originale befinden sich in meinem Archivordner.

Fällanden, den 12.07.1993

Greifensee-Schutzzone nicht verhindern!

Es ist (fast) allen Menschen bekannt, dass wir durch unsere westliche Zivilisation bereits die Mehrzahl der Tierarten ausgerottet haben, dass die Luft verseucht und dass die Natur krank ist. Und alle wissen, dass praktisch nichts Konkretes dagegen unternommen wird ausser Sprüchen, sondern dass es im Gegenteil weiter abwärts geht. Wenn sich dann eine Regierung mühsam dazu aufrafft, wenigstens ein winziges Fleckchen zu retten, wo noch nicht alles verbetoniert, eingezäunt oder zerstört ist, da melden sich auch schon die Oberzerstörer lauthals zu Wort.

Es sei überrissen, und sie seien doch auch Naturfreunde, und erst noch die besseren Experten. Zudem fordern sie Studien und seriöse „Wissenschaftliche Beobachtungen“ (20 Jahre lang?). Fast könnte man glauben, dass sich gewisse Bürgerliche plötzlich als Naturfreunde, Vogelschützer und Experten für Schutzzonen betätigen. Man bekommt fast den Eindruck, als wäre man nun sogar in diesen Kreisen vernünftig geworden. Schön wär’s, aber der Schein trügt.

Jeder intelligent Leser spürt natürlich sofort hinter diesen Sprüchen die egoistischen Wünsche und Pseudobedürfnisse einiger Weniger, die es nach wie vor als normal ansehen, dass sie mehr Rechte haben als andere. Es geht ihnen um nichts anderes als um ihren eigenen Bootsplatz. Widerlich daran ist nur, dass sie dies nicht offen zugeben, und ihre eigentlichen Ziele hinter heuchlerischen Floskeln verbergen, so dass es aussieht, als wären sie schon als Naturschützer auf die Welt gekommen.

Dass man sich ausserdem nicht schämt, von „überrissenem Naturschutz“ zu reden, verwundert mich nicht. Es deutet lediglich an, dass nach wie vor ein grosser Teil der Bevölkerung nicht weiss oder wissen will, was es geschlagen hat. Es scheint, dass die Kräfte der Zerstörung immer noch stärker sind als jene der Vernunft.  Seien wir also dankbar, wenn am Greifensee wenigstens ein kleiner Versuch gemacht wird, noch etwas von der Natur zu retten. Sie hat es dringend nötig. Unterstützen wir die Regierung bei ihren Bemühungen und lassen wir uns nicht länger von einigen Egoisten übertölpeln und für ihre Zwecke missbrauchen. Man könnte sich im Gegenteil fragen, ob es auf dem Greifensee überhaupt Privatboote braucht? 

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