Fällander Gemeinderat lenkt ein

Der Gemeinderat beschloss kürzlich, die Personenunterführung beim Schulhaus Lätten zwar weiterzuführen, talseitig aber nur mit einer Treppe zu versehen. Das stiess natürlich auf breite Kritik, vor allem von Eltern, insbesondere von Müttern mit Kinderwagen.

Nun klärte der Gemeinderat den Sachverhalt vor Ort seriös ab.

Letzte Woche versammelte er sich abends an der bergseitigen Rampe zum Ortstermin. Dort wurden die Ratsmitglieder mit je einem gemieteten Kinderwagen ausgerüstet, jeder mit 7 kg ebenfalls angemietetem Bio-Gemüse – unverpackt – gefüllt (das entspricht dem Durchschnittsgewicht eines Ostschweizer Kleinkindes). Auf das Startsignal des Gemeindepräsidenten setzte sich die Gruppe samt Gemeindeschreiberin (deren Stellvertreterin war leider verhindert, um die Wanderung über den Jakobsweg zu vollenden) in Bewegung.

Talwärts ging die Reise über die Rampe ohne nennenswerte Probleme flott voran. In der Unterführung kam es aber zu ersten Kollisionen, weil die Beleuchtung kaputt war (es war eben schon früh dunkel infolge Winterzeit). Dank der Leuchtfunktion des präsidialen Handys schaffte man aber die Durchquerung der Unterführung ohne weitere Schäden.

Auf der anderen Seite angekommen, sah man sich mit einer Betonmauer sowie einer Treppe konfrontiert. Davor sechs Gemeinderäte und die Gemeindeschreiberin mit ihren beladenen Kinderwagen. Eine spontane Vollversammlung entschärfte fürs Erste diese unerfreuliche Situation, in deren Verlauf der Gemeindepräsident daran erinnerte, dass die Anwesenden ja selbst beschlossen hatten, die Rampe nicht wiederherzustellen.

Der weitere Verlauf der Begehung endete indessen im Chaos: Der Gemeindepräsident ging mit gutem Beispiel voran, hob seinen Kinderwagen an für den Aufstieg, allerdings schräg, sodass seine Bio-Tomaten und Bio-Gurken herausfielen, er darauf ausrutschte und sich den linken Fuss verstauchte, worauf er im Ketchup liegenblieb. Erneute Vollversammlung, die auf Vorschlag des Ingenieurs in der Gruppe in den Beschluss mündete, man möge Zweierteams bilden und so einen Kinderwagen nach dem andern in horizontaler Lage (zur Verhinderung weiterer Bio-Gemüse-Verluste) nach oben zu tragen. Der Einwand der Juristin, dass die Haftung für weitere Unfälle unklar sei, wurde in der Not überstimmt (andere hatten wie üblich keine Meinung). Man schritt erfolgreich zur Tat. Zuletzt trug man den lädierten Gemeindepräsidenten hoch.

Oben angekommen, wollte man erst Pause machen. Diese wurde aber jäh unterbrochen durch einen heranbrausenden Velofahrer, der in zwei Kinderwagen hineinfuhr, worauf die Fahrzeuge zu Bruch gingen und deren Ballast über den ganzen Velostreifen kullerte. Ernüchterndes Fazit: Zwei Kinderwagen kaputt, Velorad verbogen, Velofahrer traumatisiert, viel Bio-Gemüse futsch, präsidialer Fuss verstaucht.

Durch Schaden klug geworden, liess der Gemeinderat noch vor Ort die Gemeindeschreiberin den einstimmigen Beschluss protokollieren, man müsse die Rampe schleunigst wieder herstellen. 

Der Gemeindepräsident lag noch immer am Boden, den einen Fuss hoch gelagert. Der Fahrer des inzwischen eingetroffenen Krankenwagens sah die Gruppe verwundert an. Die entstandenen Kosten für die Miete der Kinderwagen, das Bio-Gemüse, das verbogene Velorad sowie die Treppenreinigung dürften einen Nachtragskredit erfordern. Kein Problem: Eine Kleinigkeit im Ausgabeposten «Dienstleistung Dritter» in der Gemeinderechnung.

Nach erfolgter Reinigung des Schauplatzes wird nun heute Donnerstag, 1. April 2021 16:00, das restliche, unversehrte Bio-Gemüse (unverpackt) an der talseitigen Treppe der Personenunterführung Maurstrasse verkauft durch die Sozialvorständin der Gemeinde Fällanden. Das Bio-Gemüse wird günstig abgegeben; Mitglieder des Unterstützungsvereins «Ladencafé Pfaffhausen» zahlen freiwillig das Doppelte. Gratis-Parkmöglichkeiten in der der leeren Tiefgarage unter dem Schulhaus.

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