Trauen wir uns? Am 26. September stimmen wir ab.

Stellen Sie sich vor, Sie wollten heiraten. Dazu müssten Sie mindestens die Braut oder den Bräutigam fragen. Stellen Sie sich nun vor, Sie müssten nicht nur eine, sondern 5.5 Millionen Personen fragen. Klingt das absurd? Wird aber so am 26. September passieren.

Sollen zwei Personen die sich lieben heiraten dürfen? Eine so profane Frage erscheint auf den ersten Blick vollkommen obsolet zu sein und doch ist sie es leider nicht. Heute dürfen tausende Paare in der Schweiz nicht heiraten, sondern lediglich eine «Ehe Light», im juristischen Sinne eine halbe Ehe eingehen: die sogenannte «Eingetragene Partnerschaft». Diese Halb-Ehe behandelt im Grunde dasselbe wie die richtige Ehe. Sie ist ein gesetzlicher Rahmen für die auf Dauer angelegte und durch Liebe verbundene Lebensgemeinschaft zweier Menschen. Steuern muss man in beiden Fällen natürlich gleich viel bezahlen, nur bei den Rechten wird bei der Eingetragenen Partnerschaft unverblümt gespart.

Diese Ungleichbehandlung fusst auf dem Grundsatz, juristisch gleiches gleich und ungleiches ungleich zu behandeln. Nur hat die Sache einen Hacken: Liebe ist Liebe, ist gleich und nicht ungleich. Die Ungleichheit liegt nicht in der Liebe, nicht in der Art und Weise der Lebensgemeinschaften, nicht in der von unserem Staat regulierten Einheit, sondern lediglich im Geschlecht der Ehewilligen.

Nur aus einer heterosexuellen Ehe gingen Kinder hervor, habe ich mir sagen lassen. Die vielen unverheirateten Männer und Frauen mit Kindern, sowie die vielen verheirateten kinderlosen Paare in unserem Land, sind jedoch eine Realität, welche dieser Sichtweise dezidiert widerspricht. Weder sind Zeugung und Geburt von Kindern eine eheliche Pflicht, noch bedarf es dafür einer Ehe (für weitere Informationen lesen Sie bitte ein Biologiebuch, oder fragen Sie ihren Arzt oder Apotheker).

Ein Kind brauche zuhause einen Vater und eine Mutter, um keine Entwicklungsdefizite zu haben. Demnach wären viele Scheidungskinder sowie alle Halbwaisen nicht gut herausgekommen? Was ist mit all jenen Kindern, die schon heute bei zwei Frauen oder zwei Männern aufwachsen, ohne hierdurch den geringsten Nachteil zu haben?

Wer in unserem Dorf, oder auch sonst irgendwo in der Schweiz, regelmässig spazieren geht, einkauft, Sport treibt, ja schlicht und einfach wer hier lebt, der trifft oft auch auf Paare. Manche mit, manche ohne Kinder. Manche mit Hund. Sollen wir den einen mehr und den anderen weniger Rechte zugestehen, weil uns etwas an ihrer biologischen Ausprägung besser oder schlechter gefällt? Oder wollen wir die Liebenden sein lassen und ihnen allen einen sicheren und stabilen juristischen Hafen bieten, in den sie, sofern sie dies wollen, mit dem Eingehen einer Ehe einkehren können?

In ein paar Wochen stimmen wir darüber ab, ob zwei erwachsene Menschen die sich lieben künftig heiraten dürfen sollen. Auf die Gefahr hin etwas altbacken zu wirken: schon vor über 50 Jahren sagte einmal ein bekannter Mann: «All you need is love». Und damit ist auch schon fast alles gesagt. Das einzige was jetzt noch fehlt, ist unser aller JA auf den Stimmzetteln am 26. September!

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