Kamjanez-Podolskyi, Ukraine: Private Hilfskette aus Fällanden bewirkt Gutes im Kleinen

Alla Berger (38), eine Fällanderin mit ukrainischen Wurzeln, hat in den letzten Wochen in ihrer westukranischen Heimatregion Kamjanez-Podilsky eine private Hilfskette lanciert.

Diese Aktion läuft über Allas Kontaktnetz, welches durch ein Team unter der Koordination ihres alten Freundes Wolodymir «Wowa» Kuz (43) vor Ort kleine Geldbeträge an notleidende Familien und Einzelpersonen weiterverteilt.

Selbstlos, schnell und ohne Bürokratie verleiht diese Hilfsaktion bereits vielen einfachen Menschen an der Basis Lebensmut. Menschen, welche die Unterstützung der grossen Hilfswerke noch längst nicht erreicht hat. Die Spenden werden ausnahmslos für Nahrung, Hygieneartikel und Medikamente verwendet.

Ebenso werden lokal ins Leben gerufene Kleinprojekte unterstützt, so zum Beispiel organisiert Wowas Team Zutaten für die Energieriegelproduktion einer Jugendgruppe unter professioneller Anleitung, oder sie kaufen auf Märkten der Umgebung Zutaten zusammen für Suppenküchen.

Die Aktion von Alla Berger funktioniert ohne Umwege und ohne Verwaltungskosten via Direktüberweisung der Spender auf ein Euro-Konto bei einer seriösen Privatbank in Kyiv. Bisher funktioniert das Internet reibungslos. Spenden kommen innert maximal 3 Tagen an.

Mittlerweile haben Putins Raketenangriffe auch Ziele in der Westukraine erreicht. Das Elend wächst in den bisher verschonten Gebieten. Alles das passiert nur 1200 km Luftlinie von Fällanden entfernt. In diesem weiten Land von der 15-fachen Grösse der Schweiz ist nichts mehr, wie es gerade noch war.

Immer häufiger klopfen Flüchtlinge aus der verwüsteten Ostukraine an die Türen ihrer Verwandten in Kamjanez, einer Kreisstadt von der Grösse Winterthurs. Verzweifelt, mittellos und hungrig kommen Flüchtlinge dort an. Und sie werden alle aufgenommen von Ihren Verwandten, obwohl jene auch mittellos geworden sind und von der Hand in den Mund leben. Bereits jetzt beherbergt die Stadt über 50’000 Flüchtlinge, welche versorgt werden müssen.

Das Durchschnittseinkommen in der Ukraine liegt bei wenigen hundert Franken pro Monat. Weg von den grossen Metropolen sind viele Einwohner auf Selbstversorgung angewiesen. Nur jeder achte Ukrainer kann sich ein Auto leisten, oft sind es noch Wagen aus Sowjetproduktion der 1980er Jahre. Der Korruption als Erbe aus Sowjetzeiten hat die Regierung Selenskyi zwar den Kampf angesagt, doch Kapital ist nach wie vor extrem ungleich verteilt. Die einfachen Leute an der Basis sparen sich sprichwörtlich alles vom Mund ab. Der Krieg nimmt ihnen den Rest.

Zum Vergleich: Ein Liter Benzin kostet trotz mageren Einkommen im Moment 1.20 Fr., ein Kilo Kartoffeln, Nudeln oder ein Liter Milch ungefähr 1 Fr. Kein Wunder sind Ukrainer von Haus aus wahre Organisationstalente, müssen sich doch viele auch in Friedenszeiten nach der Decke strecken. Diese Tugend hilft ihnen nun über die Runden.

Versicherungen, Vorsorge oder ein Sparkonto sind für viele Einwohner Fremdwörter, und wenn der Arbeitslohn wegfällt, bleibt nur noch die solidarische Hilfe von Verwandten und Bekannten. Ukrainer sind durch ihre leidvolle Geschichte sehr krisenerprobte, genügsame Leute. Gastfreundschaft, gegenseitiges Aushelfen und Unterstützen sind eine Selbstverständlichkeit und in Kriegszeiten Gold wert, um die Moral aufrecht zu halten.

Alla Bergers Spendenkette will einen Beitrag leisten, die Engpässe in der lokalen Versorgung und die allgemeine Not bei der einfachen Bevölkerung zu lindern.

Viele Ukrainer wollen ihre Heimat nicht verlassen (kampffähigen Männern zwischen 18 und 60 Jahren ist dies sogar untersagt). Für sie ist es Ehrensache, standhaft zu bleiben und ihre Heimat zu verteidigen. Die Einwohner nicht nur in der Region Kamjanez halten zusammen und versuchen solidarisch füreinander zu sorgen. Alla Bergers Initiative möchte den Leuten vor Ort Mut machen zu widerstehen, denn die Flucht ins Ausland betrachten die meisten Ukrainer als absolut letzten Ausweg.

Wowa Kuz’s Team vor Ort konnten schon vielen bedürftigen Familien und Einzelpersonen aus der gröbsten Not helfen. Bewohnern der Region Kamjanez und Geflüchteten. Während jüngere Bekannte von Alla und Wowa an die Front eingezogen werden, der 20-jährige Sohn einer Jugendfreundin bereits gefallen und Wowas Schwester in der Bombenhölle von Mariupol verschollen ist, machen die beiden Initianten und ihr Team unbeirrt weiter. Mut und zähe Widerstandskraft zeichnen grosse Teile des ukrainischen Volkes aus.

Der Bedarf an Unterstützung steigt mit jedem Kriegstag auch in den «ruhigen Gebieten», wo nun die Flüchtlinge hin- oder durchströmen. Die Reaktionen der Hilfeempfänger sind tiefbewegend und motivieren Alla Berger jeden Tag, weiter zu sammeln für diese Aktion. Die selbstlosen Helfer vor Ort geben alles, obwohl die Situation sich täglich verschärft. Leider treffen die Spenden sparsamer ein, als sie verteilt werden können.

Alla Bergers Leitgedanke lässt sich treffend mit Jacqueline Badrans Zitat zusammenfassen: «Viele Peanuts ergeben auch ein Snickers». Die private humanitäre Hilfskette aus Fällanden bewirkt Gutes im Kleinen.

Ich lade alle Fällander, Bengler und Pfaffhauser ein mitzuhelfen, die Moral und Zuversicht in der Region Kamjanez-Podolskyi  mit einer konkreten Tat zu stärken.

Genauere Infos zur Hilfskette von Alla Berger finden Sie hier.

Dyakuyu – дякую – Danke!
Alex Hunkeler

Wieso ich die Hilfskette von Alla Berger in meinem Namen unterstütze:
Ich kenne Alla und ihren Ehemann Christian seit längerem aus dem Naturschutzverein Fällanden. Bei diesem helfen sie an den gemeinsamen Tätigkeiten wie z.B. Anlegen einer neuen Hecke, Bekämpfung von Neophyten in unseren Wäldern, Bau eines Steinhaufens etc. stets tatkräftig mit. Dass die durch sie gesammelten Spenden auch wirklich den Leuten vor Ort zugutekommt und nicht in irgend welchen korrupten Händen verloren gehen, habe ich vollstes Vertrauen. Ihren Kontakt vor Ort, Wolodymir «Wowa» Kuz kenne ich nicht persönlich. Für Alla und Christian lege ich jedoch meine Hand ins Feuer.

2 Antworten auf „Kamjanez-Podolskyi, Ukraine: Private Hilfskette aus Fällanden bewirkt Gutes im Kleinen“

  1. Ich unterstütze die Hilfskette für Kamjanez

    Ich kenne Christian Berger persönlich seit über 12 Jahren sehr gut und inzwischen immer mehr auch seine Frau Alla Berger.
    Ich kann bestätigen, dass es für beiden ein grosses selbstloses Anliegen ist, sich für die Heimatregion von Alla zu engagieren.
    Die beiden geniessen mein vollstes Vertrauen, dass jede Spende direkt vor Ort den hilfsbedürftigen Personen zugute kommt.
    Ich persönlich bin in Fällanden aufgewachsen und finde diese direkte Spendenaktion sehr unterstützungswürdig!

    Marc Niederwieser, Pfaffhausen

  2. Mich beeindruckt das ehrliche Engagement von Alla und Christian Berger und wünsche Ihnen viel Erfolg.
    Maia Ernst, Pfaffhausen

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