Parkplatzkonzept: Eine Analyse zur Umsetzung

Seit Ende August gibt es in dem gesamten Gemeindegebiet ein flächendeckendes Parkplatzkonzept. Parkiert werden darf nur noch in den dafür vorgesehenen weissen Zonen. Doch wie wird es umgesetzt?

Was mit lautem Getöse angekündigt wurde, hat sich als Sturm im Wasserglas ergeben. In Benglen zum Beispiel wird parkiert wie zu Zeiten vor dem Konzept. Nämlich wann und wo man gerade will. Ob ein Motorrad, hinter welchem kleine Kinder nicht sichtbar sind, vor dem Fussgängerübergang oder den (Corona?)-Camper, welchen man bis zum nächsten Wochenendausflug irgendwo abstellen muss, auch wenn er dabei weit über die Markierung hinausragt und dabei nicht mal eine Dauerparkkarte hinterlegt hat, da mit ausländischer Nummerkennzeichnug nicht bezugsberechtigt.

Wer an den parkierten Autos in der weissen Zone verbeispaziert, dem fällt gleich auf, dass der Drang, sich eine Dauerparkkarte zuzulegen nicht gerade gross ist. Von den parkierten Wagen hat etwa die Hälfte die blaue Scheibe hinterlegt. Hinter den restlichen Scheiben herrscht gähnende Leere.

Fairerweise muss hier erwähnt werden, dass die Dauerparkkarte eine sogenannte “eParkkarte” ist, also nicht in Papierform hinter der Scheibe abgelegt wird, sondern digital im System, auf welches die Kontrollorgane Zugriff haben. Gemäss Parkierungsreglement können diese jedoch nur in Fällanden wohnhafte Personen beantragen. Die vielen abgestellten Autos mit ausserkantonalen oder gar ausländischen Autonummern ohne Parkscheibe fallen hier also sicher nicht darunter.

Auch ein genauerer Blick auf die hinterlegten blauen Scheiben lohnt sich. Ausser bei Handwerkerwagen ist die Zeit einfach so eingestellt, dass es zu Kontrollzeiten keine Busse gibt. Wie die Schweizer Luftwaffe scheint auch die Umsetzung der Kontrolle des Parkplatzkonzepts fest an die Bürozeiten gebunden zu sein.

Die Karten sind oft auf 9 Uhr eingestellt, denn wer kontrolliert schon vor neun Uhr, ist doch dann noch Kaffeepause. Die 6 Stunden, mit welcher man so mit der Parkscheibe gratis parken kann, enden somit um 3 Uhr nachmittags. Danach wird dann auch nicht mehr kontrolliert, gibt es doch noch Büroarbeiten zu erledigen und der Feierabend ruft um 17:00. Dieser ist fix in Stein gemeisselt. So lässt es sich wunderbar gratis Parkieren, 7 Tage die Woche, 365 Tage im Jahr.

In der folgenden Bildstrecke ein Einblick in den Bengler Alltag mit Parkplatzkonzept. Dass es den Mittwoch, den 19.10.2022 getroffen hat, ist Zufall. Es hätte auch jeder andere x-beliebige Tag sein können.

Bild 01: Benglen, nahe Bodenacherstrasse 52, aufgenommen am 19.10.2022 um ca. 14 Uhr
Bild 02: Benglen, nahe Bodenacherstrasse 34, aufgenommen am 19.10.2022 um ca. 14 Uhr (steht schon gut 2 Wochen oder länger dort)
Bild 03: Benglen, nahe Bodenacherstrasse 84, aufgenommen am 19.10.2022 um ca. 14 Uhr
Bild 04: Benglen, Kehrplatz zwischen Bodenacherstrasse 20 und 38, aufgenommen am 19.10.2022 um ca. 19 Uhr
Bild 05: Benglen, nahe Bodenacherstrasse 91, aufgenommen am 19.10.2022 um ca. 14 Uhr

Die nächste freie weisse Zone wäre eigentlich nah. Aber eben 8 Meter mehr zu laufen. Und wieso 8 Meter laufen, wenn sowieso nicht kontrolliert wird?

Bild 06: Gleiche Situation wie im Bild oben, nur mit Naheliegender weissen Zone.

Und dann gibt’s natürlich auch die, die noch fauler sind. Wenn der Feldweg näher als die Strasse ist, parkt man eben auf dem Feldweg. Gebüsst wird ja nicht. Das der Feldweg auch als Feuerwehzugang für die untere Bodenacherstrasse (z. B. 82/84) gebraucht würde, scheint auch kein Problem zu sein. Naja, oder eben halt nur für die anderen wenn’s dann dort brennt.

Bild 07: Benglen, nahe Bodenacherstrasse 66 (links) und Fussballplatz (rechts), aufgenommen am 19.10.2022 um ca. 19 Uhr

Auch am 20.10.2022 zeigt sich ein gleiches Muster. Die Situationen auf den Bildern 2 und 3 sind unverändert. Die Wagen mit den auf 9 Uhr eingestellten Karten sehen unbewegt aus und auch die ohne jegliche Parkbewilligung stehen knöllchenlos da. Auf dem Kehrplatz hat sich dafür ein neues Bild ergeben.

Bild 08: Benglen, Kehrplatz zwischen Bodenacherstrasse 20 und 38, aufgenommen am 20.10.2022 um ca. 13:15

Eine Fahrt durch Pfaffhausen hat ein ähnliches Bild gezeigt. Zwar stehen dort keine Fahrzeuge ausserhalb der markierten Zone, die auf neun Uhr eingestellte blaue Karte sowie Fahrzeuge ohne irgendeine Parkbewilligung (ausserkantonales oder ausländisches Nummernschild) stehen jedoch auch dort herum.

Die einfache Führungsregel “3K”, also Kommandieren (in diesem Falle die Ausführung des Konzepts), Kontrollieren (Kontrolle der Parkberechtigung) und Korrigieren (Bussen verteilen) wurde hier nach dem ersten K eingestellt.

Das Parkplatzkonzept und dessen Realisierung hat den Steuerzahler eine Stange Geld gekostet. Durch mangelnde Kontrolle oder den mangelnden politischen Willen (oder Rückgrat?) dieses konsequent durchzusetzen, hat es jedoch keinen Mehrwert gebracht. Man hätte es auch gleich sein lassen können.

Fazit zur Umsetzung: Ausser Spesen nichts gewesen.

Eine Antwort auf „Parkplatzkonzept: Eine Analyse zur Umsetzung“

  1. Hier in Pfaffhausen wäre ein solches Reglement überhaupt nicht nötig gewesen. Es gab weder Fremd- noch Falschparkierer. Was wir nun haben, sind weniger Parkplätze und mehr Aufwand!
    Ehrlich gesagt, für mich ist das Parkplatzreglement nichts Anderes als eine Erhöhung der ohnehin schon hohen Gemeinde-Gebühren. Fr. 600.- im Jahr sind nicht wenig, im Gegenteil, die Parkgebühren sind (einmal mehr) die höchsten des Kantons.

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