Keine Freude auf dem Berg

Am vergangenen Dienstag legte eine Gruppe junger Grüner und Linker den Unterricht an der Kantonsschule Enge in Zürich weitgehend lahm. Mit «grundsätzlich wohlwollender» Billigung des Rektors und eines Teils des Lehrkörpers. Die Themen reichten vom Klima über die hierarchische Bildung zum «System» und wurden u. a. in einem «queerfeministischen Plenum» (NZZ) abgehandelt. In der Haupthalle und in mehreren Klassenzimmern, die der Rektor zur Verfügung stellte. Es waren vorwiegend Aussenstehende, und viele Schüler fanden die Störung des Unterrichts nicht lustig. Am Abend war der Spuk vorbei.

Kantonsschule Enge, Freudenberg

Was hat das alles mit Inside Fällanden zu tun, das sich ja Gemeindethemen widmet?

Ich habe im Freudenberg (siehe Titel; so hiess die Schule früher) in den 1960er-Jahren meine Mittelschulzeit verbracht. Die meisten von uns waren stolz, dort zur Schule gehen zu dürfen. Die Anlage wurde von Jacques Schader gebaut und 1959 bzw. 1961 fertiggestellt. Claude Lichtenstein schrieb in seinem Buch darüber u. a.: «Die Freudenberg-Schule ist ein Hauptwerk der Schweizer Architektur der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, und sie ist eine Architekturleistung von europäischem Rang.»

Aber nicht nur die Lehr- und Lernbedingungen waren exzellent, auch der Lehrkörper bleibt mir in bester Erinnerung. Die Qualität des vermittelten Wissens war ein solides Fundament für den weiteren Lebensweg.

Auch damals war nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen. Es war die Zeit der «68er». Aber eine Schulleitung, die sich von aussen derart vorführen lässt wie eben beschrieben, war dann doch undenkbar.

Man bleibt konsterniert zurück, wenn sich der heutige Rektor zitieren lässt: «Es wäre ein schlechtes Zeichen, wenn eine Bildungsinstitution ihre Türen verschliessen würde. Unsere Aufgabe ist Dialog und Auseinandersetzung». Von Wissen und Nachdenken hört man nichts.

Ein weiterer Bezug zur Gemeinde zeigt das Bild im Anzeiger von Uster (8. Februar 2023) mit einem jungen grünen, linken Zürcher Gemeinderat (he/him). Wir erinnern uns: vor einigen Jahren kam eine Mehrheit des Fällander Gemeinderates auf die blendende Idee, im seit Langem leerstehenden Lokal an der Geerenstrasse 2 in Pfaffhausen einen «Unverpackt»-Laden ins Leben zu rufen. Das Gremium tat sich mit einer Beratungsfirma zusammen, welche in Zürich zwei «Zero-Waste»-Läden führte und das «erfolgreiche Konzept» in Pfaffhausen wiederholen wollte. Natürlich auf Kosten der Gemeindekasse. Das bar jeder Grundlage zusammengezimmerte Geldvernichtungs-«Projekt» (heute Pfaffhüsli) wurde durch den Bezirksrat gestoppt, dann innerhalb des Kompetenzrahmens des Gemeinderates trotzdem realisiert.

Die beiden «Zero-Waste»-Läden in Zürich 5 und 9 sind längst Geschichte; der Laden in Zürich 5 zügelte an die Gartenhofstrasse in eine städtisch subventionierte Genossenschaft, wo nun ein Mini-Laden («Rampe 5») betrieben wird (um die Ecke befand sich bis vor Kurzem die «anarchistische Bibliothek»). In Stäfa, wo das Promo-Video des Pfaffhüsli gedreht wurde, sucht man den Laden heute vergeblich. Der gemeinsame Nenner der «Unternehmen» ist das Crowdfunding. Nichts hat Bestand. Dialog und Auseinandersetzung helfen auch nicht weiter.

Damit schliesst sich der Kreis zum jungen grünen, linken Zürcher Gemeinderat (he/him) und seinesgleichen, die den Mini-Laden nun verantworten: beim Besetzen einer Mittelschule ist man dabei, beim erfolgreich Wirtschaften auf eigenes Risiko und eigene Kosten weniger.

Natürlich werkeln da verschiedene Akteure; es gibt keine Sippenhaftung. Doch illustrieren die dargestellten Fakten krass, wie sich der Gemeinderat von Fällanden durch völlig naive Zeitgenossen beeinflussen lässt.

Roland Baldinger

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