von Harry Eggimann, Fällanden
«Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert.»
Das scheint mir seit Jahren die Losung des Gemeinderates von Fällanden zu sein. Es vergeht kaum ein Monat, ohne dass er über Geschäfte entscheidet, die dann später wieder zurückgenommen werden müssen.

Seit dem Projekt «Verkauf Elektrizitätswerk», das nur wegen der aktiven Opposition der Bürger abgelehnt wurde, müssen wir aus der Presse entnehmen, was alles schief läuft in unserer Gemeinde. Letzte Woche die Meldung betreffend Steuerrechnungen mit falschem Steuerfuss, dann die Ablehnung des Neubaus Gemeindehaus mit den völlig überhöhten Kosten sowohl für Neubau wie für die Sanierung und dann der Entscheid des Verwaltungsgerichts betreffend Kompetenzüberschreibung bei der Beschaffung der Wohncontainer.
Auch beim Ladenprojekt «Pfaffhüsli» ging alles schief (Kreditentscheid vom Bezirksrat aufgehoben, Ausstandpflichtverletzung von zwei Gemeinderäten, Missbrauch von Adressmaterial durch einen Gemeinderat mit strafrechtlicher Verurteilung durch das Bezirksgericht Uster). Oder die Unterführung Letten, die zum Glück nicht aufgehoben wurde, aber jetzt ohne Rampe ist. Der Abriss des Kindergartens Fröschbach, trotz des sich abzeichnenden Platzmangels. Oder die Berliner-Kissen der Zürichstrasse: zu hoch, dann wieder abtragen. Auch die Personalsituation gibt zu denken: Mitarbeiter gehen und müssen durch teure Temporärkräfte ersetzt werden. Alles unnötige Kosten zu Lasten der Steuerzahler!
«Gnueg Heu dunne», könnte man sagen, doch es geht immer weiter und schlimmer noch, die Kadenz der Fehlentscheide nimmt zu. Ich hoffe sehr, dass wir nach den nächsten Wahlen einen Gemeinderat haben, der offen und ehrlich informiert und den Stimmbürger als Souverän akzeptiert. Und vor allem, dass das Gremium professionell arbeitet.
Wir haben viele Bekundungen seitens des Gemeinderats hören dürfen, aber es fehlen die Taten. Was es jetzt braucht, ist das aktive Engagement der Bürgerinnen und Bürger: Wir brauchen eine Bürgerinitiative, die dafür sorgt, dass aufrichtige und vernünftige Bürgerinnen und Bürger aus allen Ortsteilen in den Gemeinderat Fällanden gewählt werden. Schlimm auch was an den Gemeindeversammlungen passiert: eine Gruppe mobilisiert ein paar Leute und schon kommen Vorlagen durch, die sonst chancenlos wären. Das ist gesteuerte Demokratie und unfair.
Vor allem die jungen Menschen sind jetzt gefordert, sich aktiv einzubringen und sich in der Gemeinde zu engagieren.
Darauf hoffe ich sehr.
Sehr geehrter Herr Eggimann,
ihre Kritik an den Entscheidungen des Gemeinderats in den letzten Jahren ist sicherlich nicht unbegründet. Als junger Familienvater frage ich mich jedoch, welche jungen Mitbürger sich den für einen solchen Posten im Gemeinderat aufstellen lassen möchten, wenn man dann trotz seinem zeitintensiven Engagement mit besten Absichten für die Gemeinschaft damit rechnen muss, dass man wohl mehrheitlich in diesem Amt nur Kritik – wie eben solche in ihrem Beitrag – einstecken muss? In der heutigen Zeit müssen wir denen dankbar sein, welche sich für so ein öffentliches Amt noch zur Verfügung stellen. Ich plädiere deshalb für mehr positive und konstruktive Kritikkultur.
Mit freundlichen Grüssen
Andreas Niederer, Benglen
Lieber Herr Niederer
Es ist in der Tat schon so, dass mit einem gewissen Aufwand zu rechnen ist und die Entschädigung ist nicht gerade hoch. Aber was auch eine Rolle spielt, ist wie die Arbeit des Gemeinderats organisiert wird. Für die Vorbereitung der Geschäfte sind die Fachbereiche verantwortlich. Das Studium der Geschäfte anhand der von den Fachbereichen erarbeiteten Dokumente ist zeitintensiv. Aber wenn man sich an die Regeln hält, offen und klar kommuniziert und die Stimmbürger als Souverän versteht und das tut, was die Mehrheit möchte, dann hält sich auch die Kritik im Rahmen. Man kann es nie allen recht machen. Der zentrale Erfolgsfaktor ist die effektive Führung des Gremiums durch den Gemeindepräsidenten. Das ist seine primäre Aufgabe und Sitzungen müssen nicht stundenlang dauern, wenn sie gut vorbereitet sind und wenn es darum geht, Entscheidungen zu fällen. Voraussetzung ist, dass jeder seine Aufgaben verrichtet und dass im Sinne der Kollegialität nach Kompromissen und nach dem Ausgleich gesucht wird. Ich verspreche mir von Bürgern, die nicht auf Parteiline gehen müssen und die auch nicht alten Dogmen nachhängen, eine pragmatische, effektive und effiziente Arbeitsweise, die auch Freude und Erfüllung geben kann, weil man sich für die Allgemeinheit einsetzt und nach bestem Wissen und Gewissen handelt. Und es gibt auch Gemeinden, bei denen der Gemeinderat gut arbeitet und die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger zufrieden ist.
Sehr geehrter Herr Eggimann
«Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich weiter ungeniert!»
Ihr Leserbrief im Glatttaler von letzter Woche trifft den Nagel auf den Kopf. Ich bin begeistert. Dass der Gemeinderat nur seine eigenen Interessen vertritt und nicht auf die Bedürfnisse der Bürger eintritt, ist ein Skandal! Machen Sie weiter so, Herr Eggimann.
Liebe Frau Weisner
Vielen Dank für die Ermutigung. Ja, es braucht jetzt die Initiative der schweigenden Mehrheit und vor allem von jüngeren Bürgern, die sich für Fällanden einsetzen wollen. Hoffe sehr, dass es zu einer Änderung kommt.
Herzlichen Gruss und vielen Dank
Harry Eggimann