Etwa 50 Personen fanden sich in der Zwickyfabrik ein. Der Abend baute auf einer Serie Folien auf, die dann leider erst eineinhalb Wochen später auf Verlangen verfügbar wurden. Aber man arbeitet ja an der Effizienzsteigerung der Verwaltung.
Der Abend war eine weitere Veranstaltung in der langen Reihe solcher Events für 2024. Vom Ablauf wurde ein Protokoll in Aussicht gestellt, und am 5. Dezember 2024 soll eine Informationsveranstaltung zur GVK stattfinden.
Der Verkehr ist auch Thema in den Legislaturzielen 2022 – 2026 des Gemeinderates. Der interessierte Veranstaltungsteilnehmer informierte sich vorgängig einschlägig und liest dort (Protokoll vom 9. Mai 2023):
1. Eindämmung der Verkehrsimmissionen
1.1 Es wird ein Konzept zur Verbesserung der Verkehrssituation insbesondere am Sternen-Kreisel erstellt.
1.2 Weitere Massnahmen zur Förderung von öffentlichem Verkehr und Langsamverkehr werden etappenweise umgesetzt.
Nach Rücksprache mit Ressortvorsteher: Aufgrund von fehlenden Ressourcen (Ausfall der Projektleitung) können Details zurzeit nicht geplant werden.
Man fragte sich dann, woran die Teilnehmer sich denn hätten beteiligen sollen. Nachdem die Verkehrsprobleme notorisch sind, hätte sie der Gemeinderat längst bearbeiten und zur Diskussion stellen müssen. Der Informationsgehalt an diesem Abend war denn auch bescheiden.
Dafür stellte man u. a. die folgenden Fragen:
- Wo gibt es Schwachstellen oder Netzlücken?
- Wo gibt es Handlungsbedarf in Fällanden?
Man hätte gerne Konkretes zur Kenntnis nehmen wollen, um darüber zu diskutieren.
Aus übergeordneten Unterlagen wurde folgendes präsentiert:
- Fällanden als «Landschaft unter Druck» klassiert; kein grosses Bevölkerungswachstum vorgesehen
- Verkehrswachstum auf möglichst ressourceneffiziente Verkehrsarten und mit Verkehrsmanagement lenken
- Strassenräume aufwerten
- Attraktive Ortszentren schaffen
Seltsam genug, dass der Gemeinderat andernorts von Hochhäusern in Benglen und in Fällanden spricht. Im Übrigen sind es Worthülsen, denn kein Handwerker wird je mit dem Lastenvelo zum Kunden kommen, und ein Verkehrsmanagement verringert den Verkehr nicht oder leitet ihn auf Nachbargemeinden um (man darf gespannt sein, was in Fällanden passiert, wenn die Stadt Zürich die Bellerievestrasse auf eine Spur verengt).
Bis 2040 erwarten die Planer einen Bevölkerungszuwachs in Fällanden auf 10’500 bis 11’500 Personen, d. h. ca. + 11 bis 22 %.
Heute werden 86 % der Wege mit dem Auto zurückgelegt und man konstatiert im Zentrum eine tiefe Siedlungsverträglichkeit des Strassenraumes. Wen wunderts! Braucht es dafür eine teure Studie nach Jahrzehnten der Untätigkeit?
Fussverkehr
Schwachstellenanalyse nur für Zentrum Fällanden vorhanden; Umsetzungsplanung noch offen.
Die vom Gemeinderat verstümmelte Personenunterführung (für Kinder- und Einkaufswagen nicht brauchbar) beim Schulhaus Lätten harrt wohl noch der Analyse…
Veloinfrastruktur
innerorts hinsichtlich Sicherheit grösstenteils ungenügend bzw. nicht vorhanden.
Das Grauen befällt einen, wenn man sieht, mit welchen Malereien man die Velo-Infrastruktur verbessern will (an welche sich die Velofahrer ohnehin kaum halten) wie auf der Schwerzenbachstrasse.
Veloabstellplätze an wichtigen öffentlichen Zielorten vorhanden; Qualität teilweise mangelhaft.
Auch hier: sinnlose Malereien. Vor dem Pfadiheim im Bruggacher malte man Velo- und Töffliparkplätze in die Strasse. Absehbar, dass noch kein einziger Pfadi je sein Velo dort hingestellt hat, zumal vor dem Haus ein Veloständer verfügbar ist. Einziger Effekt: ein paar Tausend Franken vernichtet, den Gewerbeverkehr für nichts behindert.
Verkehrsbelastung
- Hohe Verkehrsbelastung auf Kantonsstrassen
- Kein Verkehrsmanagement zur Dosierung des Verkehrs vorhanden
- Je nach Prognose MIV-Verkehrswachstum bis 2040 zwischen 0 und 15%
- Durchgangsverkehr
– Knapp 70 % aller Autos von Zürich und von Schwerzenbach
– Über 80 % aller Autos von Ebmatingen/ Binz und Maur
– Die Hälfte aller Autos von Dübendorf
Diese Folie überforderte die Teilnehmer, da ohne verwertbare Informationen. Wenn – wie oben genannt – die Bevölkerung Fällandens bis 2040 um 11 – 22 % zunehmen soll, der Verkehr aber nur zwischen 0 und 15 %, ist das wohl Alchimie. Eine entsprechende Frage aus dem Publikum blieb unbeantwortet.
Dann wurden seitenweise hehre Ziele präsentiert, bevor zu den beiden „Gruppenarbeiten“ geschritten wurde. Auf vielen bunten Zetteln durfte jeder Vorschläge an eine Pinwand kleben. Pro Gruppe stellte dann ein Gruppenmitglied die prioritär genannten Ziele vor.
Wenig erstaunlich, konnten dann die meisten Anliegen im Publikum wie folgt zusammengefasst werden: Sicherheit im öffentlichen Raum, Wege für Fussgänger und Velofahrer und Reduktion des Durchgangsverkehrs.
Wer dann eine Diskussionsrunde erwartete, wurde enttäuscht: der zuständige Gemeinderat konsultierte seine Uhr und – «weil wir ja gerade hier sind» – sprach je einen Satz über die millionenteure Busspur nach Dübendorf mit Signalanlage im Grünen, die «virtuelle Busspur» von Maur (Bus fährt links wie in England) und die Verlängerung der 30er-Zone von Pfaffhausen her bis zum Schützenhaus (letzteres offenbar als Höhepunkt der laufenden Legislatur).
Wer Neues zum Greifensee-Veloweg erhoffte, wurde enttäuscht Dafür investierte der Gemeinderat viel Geld in gelbe Farbe. Vorlage war offenbar ein Labyrinth (siehe oben). Als einzige Anrainergemeinde schaffen wir es nicht, den Greifensee-Veloweg fertigzustellen.
Da helfen auch die vielen hilflosen, wenngleich teuren Pflästerli und tausend «Beteiligungs-veranstaltungen» nichts, wenn der Gemeinderat sich weitgehend aufs Reden beschränkt, hin und wieder unterbrochen durch eine ergebnislose Klausur zur Kommunikation.
Wie erwähnt, wurde auch die Reduktion des Durchgangsverkehrs einige Male genannt, ohne jedoch das Kind beim Namen zu nennen: OHNE UMFAHRUNG DES DORFKERNS GEHT NICHTS. Wenn nötig mit einem Tunnel wie in vielen anderen Gemeinden auch. Wahrscheinlich muss das Volk dem Gemeinderat wieder aufs Ross helfen, dass er in dieser Sache endlich aktiv wird. Tempo 30 in Pfaffhausen ist nicht das Ende der Geschichte.
Am Schluss der Veranstaltung leerte sich der Parkplatz vor der Zwickyfabrik schlagartig. Viele, welche noch eine Stunde zuvor über Fussgänger, Velos und ÖV fabulierten, fuhren mit dem Auto von dannen.
Nachtrag
…und die nächste Studie folgt sogleich: am Sternenkreisel werden Videokameras installiert, um den Verkehr anzusehen! Näheres dazu gibt es hier.
Dann wird man für teures Geld zum Expertenresultat kommen, dass der Kreisel überlastet ist. Und die Studier-Kadenz wird zweifellos noch steigen: Acht Gemeinderäte können durchschnittlich 14.29 % mehr Unsinn planen als deren sieben.