von Gaby Schweizer und Stefan Zoller, Vorstand des Naturschutzvereins Fällanden
Ein aufmerksamer Bengler hat am 15.7. auf der Cholibuckwiese beim Schulhaus Benglen einen zerfetzten Igel entdeckt. Er schliesst daraus, dass die Verantwortlichen keinen achtsamen und sorgfältigen Umgang mit der Natur pflegen und ärgert sich, dass die Gemeinde im Namen der Biodiversität “Alibi-Steinhaufen” platziert, während gleichzeitig auf Gemeindeland Igel massakriert würden.

Der Vorstand des Naturschutzvereins möchte dazu noch eine andere Sichtweise vermitteln:
Ein Igel ist in einer hochgewachsenen Wiese leider praktisch nicht sichtbar und so kann es trotz grosser Sorgfalt passieren, dass er unter die Mähmaschine gerät. Das ist tragisch und der zerfetzte Igel auf dem Foto bietet ein schreckliches Bild. Der Feind des Igels ist jedoch nicht die Mähmaschine oder die bedienende Person.
Der grösste Feind des Igels ist die vom Menschen geschaffene, monotone, intensiv genutzte Kulturlandschaft bzw. die aufgeräumten und mit nicht-heimischen Pflanzen überstellten Gärten in den Siedlungen. An beiden Orten finden die Igel kaum noch Nahrung und Rückzugsmöglichkeiten. Zudem engen viel befahrene Strassen, Schottergärten und Gitterzäune den Lebensraum der Igel stark ein. Weder in intensiv genutzten Kulturen noch in aufgeräumten Gärten finden sie Unterschlupf oder Nahrung.
Die Vielfalt in der Kulturlandschaft und im Siedlungsraum in der Gemeinde Fällanden zu fördern, war denn auch das Ziel der Biodiversitäts-Initiative. Man spricht heute auch von ökologischer Infrastruktur. Der aufmerksame Spaziergänger erwähnt in diesem Zusammenhang “Alibi-Steinhaufen”. Diese Aussage möchten wir korrigieren:
Die Gemeinde Fällanden hat in den letzten drei Jahren an zahlreichen Stellen diese ökologische Infrastruktur ausgebaut, teilweise mit neuen Weihern und Hecken, aber eben auch mit Steinhaufen. Die ökologische Infrastruktur ist ein Netzwerk von Flächen und Strukturen, das den Mobilitäts- und Lebensansprüchen unserer einheimischen Arten Rechnung trägt. Denn wie wir Menschen brauchen auch Pflanzen und insbesondere die Tiere spezifische Lebensräume, Rückzugsgebiete, Futterplätze und sogar Treffpunkte. So sind die Stein- und Asthaufen äusserst wichtige Bestandteile der ökologischen Infrastruktur. Die neu erstellten Steinhaufen in Fällanden wurden sofort besiedelt – zum Beispiel vom Hermelin, aber auch von zahlreichen Insekten und anderen Kleintieren. Auch für den Igel können Stein- und Asthaufen eine wichtige Funktion haben.

Wenn man Igel auf der Wiese nicht sehen kann, fragt es sich, ob diese wirklich gemäht werden muss oder ob sie nicht um die Bäume und am Rande der Gebüsche, also den Rückzugsorten der Igel, einfach stehen gelassen werden kann…
Im Weiteren stimme ich den Usführungen von Gaby Schweizer und Stefan Zoller durchaus zu.
Ich wollte mich mit meinem Begriff «Alibi-Steinhaufen» keineswegs gegen diese Biodiversitäts-Infrastruktur wenden, im Gegenteil. Steinhaufen sind wie Totholz äusserst wertvoll und notwendig. Diese Initiativen sind sehr zu begrüssen.
ABER: Es genügt nicht, ein paar solche Haufen einzurichten und zu glauben, damit sei der Ökologie Genüge getan (der Naturschutzverein ist sich dessen sicher bewusst, aber ist es auch die Politik?)
Notwendig ist vielmehr, das ganze Umfeld mit einzubeziehen — eben gerade auch für Igel. Das bedeutet etwa dann auch die einzelnen Räume zu vernetzen (z. B. durchlässiger Gartenhag), auf Pestizide zu verzichten, keine Mähroboter einzusetzen oder auf das Mähen der Ränder schlicht zu verzichten, insbesondere wenn ökologische Rückzugsräume in der unmittelbaren Nähe sind — wie am Cholibuck.
Kurz, die Bemühungen des Naturschutzvereins sind sehr verdienstvoll und auch notwendig. Weniger gut sieht es beim feinsäuberlichen Mähen etwa an den Strassen- und Waldrändern aus (mehr Mut, die Natur auch mal sich selber zu überlassen). Und die Sensibilisierung der Privaten für mehr naturbelassene Gärten und «wilde“ Umgebungsräume fehlt oft. Wenn dieser Austausch ein kleiner Beitrag zur Sensibilisierung wird, hat er seinen Zweck erfüllt.