Wer nicht an der diesjährigen 1. August-Feier beim Schützenhaus teilnahm, kann die Rede des Gemeindepräsidenten von der Gemeinde-Website herunterladen und in Ruhe lesen.
Ein geschliffener Vortrag, der überall und jedes Jahr (nur die 150 Jahre seit der Verfassungsrevision von 1874 wären jeweils anzupassen) in irgend einer Deutschschweizer Gemeinde hätte gehalten werden können.
Ein Text aber auch, der längst Bekanntes wiederholte, ohne jeden lokalen Bezug. „Fällanden“ wurde mit keinem Wort erwähnt („Schweiz“ im Titel liess vermuten, dass hier grösser gedacht wird).
Dabei wäre es eine Chance gewesen, nach Jahren der Fest-Abwesenheit des Redners und zunehmender Entfremdung des Gemeinderates vom Volk, auf Schönes und weniger Gutes in Fällanden einzugehen im Hinblick auf Entspannung.
„Die direkte Demokratie stellt sicher, dass sich Politik nicht von den Interessen der Bevölkerung entkoppelt. Sie hat weiter eine eine bremsende Wirkung auf die Politik; und das ist gut so“.
Reichlich abstrakt. Steigt man in die Niederung der Gemeindepolitik hinunter, sieht es etwas anders aus:
- Kein Stimmbürger wollte je einen achten Gemeinderat (der wurde uns mit der NGO untergejubelt).
- Die Personenunterführung vor dem Schulhaus Lätten wollte man zuschütten. Fällander wehrten sich erfolgreich dagegen. Leider ist sie aber für viele Leute unbrauchbar nach wiederholten Fehlentscheiden.
- In Pfaffhausen wollte man viel Geld in ein Lädeli pumpen, wogegen Bürger erfolgreich rekurrierten. Der Gemeinderat musste in der Folge kleine Brötchen backen. In dieser Sache gingen Gemeinderäte vor Gericht aufeinander los.
- Das Gemeindehaus wollte man abreissen, neu bauen und einen Grossverteiler einquartieren. Noch heute weiss niemand, wer diese Idee hatte im Gemeinderat. 75 % der Stimmbürger verwarfen sie.
- Im nun zu sanierenden Bestand des Gemeindehauses musste man der Behörde den Einbau einer unnötigen Gastronomie an der Gemeindeversammlung untersagen. Der Gemeinderat wollte uns im Nachhinein erklären, dass das ja nur für die Gemeindeverwaltung gedacht war. Warum dann eigene, zusätzliche Parkplätze für eine Kantine?
- Das Schulhaus Buechwis in Benglen wollte man zerstören, neu bauen und die Bengler Unterstufenschüler ganz oder teilweise dauerhaft nach Pfaffhausen zur Schule schicken.
- Die Projektierung des neuen Sek-Schulhauses in Pfaffhausen mussten wieder engagierte Bürger erstreiten, ebenso wie der neue Standort des Schulprovisoriums in Buechwis.
- Die Asylcontainer wurden im Letzacher ausgesteckt und „gebunden“ am Volk vorbei finanziert weil dringend. Dann hatte man aber nach dem erfolgreichen Widerstand beherzter Fällander trotzdem Zeit, ans Bundesgericht zu gelangen. Teure Nullnummer, zurück auf Feld 1. Nun soll die Unterkunft an der Glatt unten platziert werden, wo es vorher „unmöglich“ war.
- In den Legislaturzielen des Gemeinderates will man das Verkehrsproblem anpacken. Hauptergebnis: Tempo-30-Zone in Pfaffhausen. Kürzlich beobachtete man den Verkehr am Sternenkreisel mittels Videokameras; wahrscheinliches Ergebnis der wohl teuren Studie: zuviel Verkehr! Demnächst soll eine teure, land- und geldfressende Busspur Bruggacher – Kirche Wil gebaut werden. Wie lange bleibt das historische alte Schulhaus stehen? Es ist offensichtlich, dass nur eine Umfahrung – wie auch immer gestaltet – das Fällander Verkehrsproblem lösen kann. Der Gemeinderat bleibt untätig.
- In denselben Legislaturzielen wird die „Verbesserung der Kommunikation“ erwähnt. Fragt man nach, wird man wiederholt vertröstet. Was schon heute vermutet werden kann: das Ansinnen wird wohl teuer ohne jeden Nutzen. Wir wären ja nur schon froh, könnte man auf der Gemeinde-Webseite einfache Informationen auf Anhieb finden.
Die Liste ist nicht vollständig; muss sie auch nicht. Sie soll nur zeigen, dass es Gründe genug gibt, das Gemeindeleben anzusprechen am 1. August. Wollte der Redner aber offensichtlich nicht. Dafür vernahm man: „Die Gesprächsverweigerung aufgrund einer moralischen Überheblichkeit ist zutiefst unschweizerisch!“ Eine kolossale Diskrepanz zwischen Rede und Tun.
Und wenn schon von der Schweiz die Rede ist: der wesentlichste Unterschied, der uns von allen anderen Staaten abhebt, wurde nicht erwähnt: wir sind von unten nach oben organisiert: vom ehrlichen, leistungsbereiten Individuum geht alles aus, dann die Familie, die Gemeinde, der Kanton und wo nötig der Bund.
Man könnte fast argwöhnen, dass beim Verfassen des Redetextes KI im Spiel war. Wäre plausibel, da KI dieses Alleinstellungsmerkmal der Schweiz wohl noch nicht kennt.
Auch ich habe die 1. August-Rede unseres GP gelesen und war erstaunt über die Diskrepanz zwischen Worten und Taten. Es wäre schön, wenn die Anliegen der Bevölkerung ernst genommen würden und wenn ein echter Dialog stattfinden würde. Es wäre eigentlich selbstverständlich, dass über die Situation der Flüchtlinge in Fällanden endlich transparent informiert und die Fakten auf den Tisch gelegt würden. Dass wegen der Migrationskrise in Europa jeder Gemeinde in der Schweiz Lasten und Kosten auferlegt werden, welche die Mehrheit der Bevölkerung überhaupt nicht und niemand vor der eigenen Nase will, ist eine Tatsache. Das Sankt Florian-Prinzip ist uns allen bekannt: «Heiliger Sankt Florian, verschon mein Haus, zünd andere an!» Aber so geht es nicht. Solidarität tut vor allem dann Not, wenn es schmerzt. Aber es würde uns allen helfen besser zu verstehen, wenn die Bevölkerung wüsste, wie viele Flüchtlinge in unserer Gemeinde leben, welchen Status sie haben, woher sie kommen, wie viele ohne Papiere sind (man muss bei diesen Fällen allen Angaben glauben: Name, Geburtstdatum, Nationalität, Grund der Flucht etc.) wie alt sie sind, wo und in welchen Ortsteilen sie untergebracht sind, welche Migrationsmassnahmen ihnen angeboten werden, wie hoch die Lebens- und Unterbringungskosten sind und wer dafür aufkommt. Es wäre auch wünschenswert, wenn die Lasten nicht nur finanziell gerecht auf alle drei Ortsteile verteilt würden. Dann wäre die Bereitschaft zu Kompromissen und zum eigenen Beitrag auch höher. Über solche Themen, die uns alle angehen und betreffen und die wir mit unseren Steuergeldern bezahlen, hätte ich am 1. August gerne etwas gehört. Nicht nur Schalmeientöne, sondern auch Fakten, die weniger angenehm sind für die Ohren. Diese Rede ist ein typisches Bespiel, wenn im Elfenbeinturm von oben nach unten an den Plebs kommuniziert wird. Es erinnert mich an das abgeleitete Titanic-Syndrom: «Auf der Kommandobrücke rufen sie Halleluja und ganz unten im Maschinenraum hört man gurgel-gurgel».
Die Texte von Herr Baldinger und Herr Eggimann kann ich zu 100% unterschreiben.
Auch ich habe die 1. August Rede von Herr Diener gelesen und möchte dem ganzen noch ein wenig Nachdruck verleihen, denn für mich ist diese Rede der blanke Hohn.
Unser Gemeindepräsident Tobias Diener stellt in seiner Rede zum 1. August 2024 die plakative Frage:
«Ist die Schweiz ein Auslaufmodell?»
Die Antwort ist ebenso einfach «Nein»
Die Begründung: es gibt zum Glück viele aufmerksame Bürgerinnen und Bürger, die das verhindern können.
Die nachfolgende Rede von Herr Diener ist ein Schlag ins Gesicht an alle diejenigen, die sich mit viel Engagement und Herzblut für genau dieses einzigartige Modell der direkten Demokratie vehement einsetzen.
Unser Gemeindepräsident zieht aber den Gang vors Bundesgericht der Direkten Demokratie vor!
Hallo!! Da stellt sich doch vielmehr die Frage: «Was genau hat jetzt unser Gemeindepräsident an dem einzigartigen Schweizer Modell nicht verstanden?
Um diese Frage zu beantworten, reicht es nicht mehr, wie für die 1. August Rede, schnell mal in den Lehrplan 21 Stoff zu schauen, da muss man schon komplexere Fachliteratur zur Hand nehmen.
Diese von Arroganz überzogene Rede ist jetzt hoffentlich der Schlusspunkt von diesem missglückten Versuch, am Volk vorbei Regieren zu wollen.
Demokratisch gewählt sein, heisst nicht, jetzt kann ich machen was «ich» will.
Das nur noch als kleine Ergänzung zur Wahrnehmung wie die direkte Demokratie funktioniert.