Seegräbner unterstützen das erste Kinderhospiz im Grossraum Zürich mit einem Check über CHF 70’000.-.

von Nicola Friederike Presti, Stiftung Kinderhospiz Schweiz

Am Mittwochabend wurde der Stiftung Kinderhospiz Schweiz ein Spendenscheck über CHF 70’000.- in Seegräben überreicht. Ein kleines engagiertes Team hat es gemeinsam geschafft, viele Menschen aus der Region zum Spenden zu motivieren und vor allem über die wichtige Kinderhospizarbeit, die in der Schweiz noch in den «Kinderschuhen steckt», zu informieren. Die Spende ging an das im Bau befindliche Flamingo Kinderhospiz in Fällanden.

Juerg Herren, Nicola Presti, Rainer Züst, Daniela Frangi

Es wird ab Ende 2025 Familien mit lebenslimitierend erkrankten Kindern einen einzigartigen Rückzugsort bieten, um immer wieder neue Kräfte sammeln zu können und um gestärkt in den fordernden Alltag zurückzukehren. Auch Abschied und Trauer werden hier ihren Platz haben. 

Kinderhospize: Hier werden positive Erinnerungen geschaffen

In der Schweiz gibt es aktuell ca. 10’000 Kinder und Jugendliche, welche an unheilbaren Krankheiten leiden und wahrscheinlich nicht 18 Jahre alt werden. Die Zahl ist weit grösser als noch vor einem Jahr vermutet. In England, Wales und Schottland sind es ca. 100’000 Kinder und Jugendliche. Diese jungen Menschen sind austherapiert: Es gibt keine Behandlung mehr im Hinblick auf eine Genesung, aber sehr wohl Massnahmen, im Sinne der Palliative Care, um eine bestmögliche Lebensqualität für die Betroffenen zu erreichen. Die Betreuung wie auch der Umgang mit einer wirkungsvollen Palliativmedizin können Kinderhospize übernehmen und damit bieten sie eine wichtige Ergänzung in der Versorgungskette für Pädiatrische Palliative Care. Vor allem geht es um das Schaffen positiver Erinnerungen und um die Möglichkeit, gemeinsame Familienzeit zu erleben. Die Geschwister sind Teil von diesem Prozess. Ein Kinderhospiz ist deshalb für betroffene Familien ein besonderer Ort der Geborgenheit und Gastfreundschaft. Und Kinderhospize sind kompetente, spezialisierte Anlaufstellen ausserhalb eines Spitals. 

Spendenlauf nach England für zwei besondere Kinderhospize

Diesen Frühling sind Rainer Züst und Stephanie Weingart aus Seegräben mit ihren beiden Hunden Leo und Netti nach England gelaufen. Nach 69 Tagen und 1’600 km erreichten sie Perranporth an der Atlantikküste, zwei Wochen früher als geplant. Es war zum einen ein langjähriger Wunsch der beiden, einen besonderen Langstreckenlauf zu machen. England und insbesondere Cornwall hatten sie dabei auf dem Radar. Zum anderen wollte Rainer Züst ein besonderes Projekt unterstützen, mit einem Bezug zu seiner eigenen Biografie. Er hatte ein schwer krankes Kind, welches glücklicherweise überlebt hat. Ende 2023 war es für ihn klar: «Ich laufe für je ein Kinderhospiz in der Schweiz und in England.»

Der Spendenlauf Walking for Short Lives war ein voller Erfolg. Der Gewerbeverein Aathal-Seegräben, ein wichtiger Unterstützer des Vorhabens, hat deshalb Spender:innen zur Check-Übergabe, zum Vortrag über den Spendenlauf und anschliessendem Apéro riche eingeladen. Anwesend waren auch Jürg Herren, Präsident der Stiftung Kinderhospiz Schweiz sowie Nicola Presti, Kommunikationsbeauftrage der Stiftung. Beide durften einen ersten Spendenscheck mit einem grossen Betrag dankend in Empfang nehmen.

Schwerpunkt der Veranstaltung war der lebhafte Vortrag von Rainer Züst: 69 Tage und durchschnittlich 24 km pro Tag unterwegs, erzählt in vielen Bildern und Anekdoten, auch zum Schmunzeln. Es waren Eindrücke von der weitläufigen Landschaft im Burgund und der Champagne, dem Etappenziel in Paris, den Problemen am Ärmelkanal sowie berührende Begegnungen in den Grafschaften Dorset, Devon und Cornwall und dies in einer malerischen Umgebung. Highlight war schlussendlich der Besuch des Kinderhospizes «Little Harbour» in Cornwall. Emotional wurde es zum Schluss: Leo, ausgebildeter Therapiehund und der treue Wegbegleiter von Rainer Züst wurde wenige Tage vor dem Vortrag von einer akuten Krebserkrankung erlöst.

CHF 70’000.- für das «Flamingo Kinderhospiz» in Fällanden

Der grosse Erfolg der Sammelaktion inklusive Crowdfunding bei den Lokalhelden der Raiffeisenbank ist vor allem auch dem Engagement von Daniela Frangi, Vorstands- mitglied des Gewerbevereins, zu verdanken. Mit dieser Aktion wurden viele Personen in der Region angesprochen und zu einer Spende motiviert. Im Weiteren haben viele Privatpersonen und Firmen das Vorhaben direkt unterstützt. Ein herzliches Dankeschön ging deshalb an die anwesenden Spendenden. 

Durch weitere Aktionen, wie beispielsweise ein Stand am Weihnachtsmarkt in Seegräben am 23.11. und 24.11.2024 sowie weitere Beiträge von Förderstiftungen, soll der Betrag bis Ende 2025 auf CHF 100’000.- erhöht werden. Mit dieser Summe können die Seegräbner Initianten den Bettenlift im neuen Kinderhospiz in Fällanden finanzieren.

Little Harbour in Cornwall

In England, Schottland und Wales gibt es bereits 52 Kinderhospize; seit über 30 Jahren. Schirmherrin war von Anfang an Queen Elisabeth ll. Kinderhospize sind in Grossbritannien zu einem grossen Teil spendenfinanziert und in den Regionen bekannte und geschätzte Institutionen. 

Little Harbour war gar nicht klein; es ist ein moderner Gebäudekomplex mit ca. 36’000m2 Land, gespendet von einem lokalen Farmer. Rainer Züst und Stephanie Weingart haben «Little Harbour» als einen glücklichen und gastfreundlichen Ort in einer wunderschönen Umgebung erlebt. Hier können sich die Familien ausruhen, wertvolle Zeit miteinander verbringen und besondere Erinnerungen schaffen – und das alles bei fachkundiger medizinischer Betreuung. Der Betrieb des Hospizes kostet rund 3 Millionen Pfund pro Jahr; 90% davon sind freiwillige Spenden sowie Fundraising in der lokalen und regionalen Gemeinschaft.

Spenden für ein wertvolles regionales Angebot

Auch das Flamingo Kinderhospiz ist auf Spenden angewiesen. Der Bau kostet ca. CHF 18 Mio. Die Baufinanzierung steht. Für einen nachhaltigen Betrieb braucht es die direkte Unterstützung aus der regionalen Gemeinschaft, genauso wie es die beiden Langstreckenläufer in England erlebt haben. Die Briten sagen dazu: «Making the most of short and precious lives!». Auch wir können in der Schweiz das Beste aus kurzen und kostenbaren Leben machen!

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