Alterszentrum Sunnetal: Erst die Vision und die Strategie, dann die Rechtsform

von Stefan Schelling, Fällanden

Kaum ist das Debakel mit dem Standort für die Flüchtlingscontainer überstanden, begibt sich der Gemeinderat mit dem Vorhaben fürs Alterszentrum Sunnetal ins nächste Schlamassel. Schon seit längerem liebäugelt der Gemeinderat damit, das Alterszentrum in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln.

Als wichtigsten Grund werden die Verluste und die finanzielle Schieflage des Alterszentrums vorgeschoben. Die Gemeinde soll für die Aktiengesellschaft eine Anschubfinanzierung von 2.8 Mio. Franken leisten, jedoch hat sich schon am Informationsabend gezeigt, dass dieser Betrag eigentlich nicht stimmt und einiges höher ausfallen würde.

Der Gemeinderat meinte auch, dass mit der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft keine «spürbaren Konsequenzen» für die Gemeinde zur Folge haben. Dies stimmt definitiv nicht, denn der Verwaltungsrat ist das höchste Organ einer Aktiengesellschaft und die Aufgabe des Verwaltungsrates ist die Festlegung der Strategie. Damit hätte die Gemeinde weder strategisch noch operativ etwas zu sagen. Wie das herauskommt, wenn ein grössenwahnsinniger Verwaltungsratspräsident ungebremst sich verwirklicht, kann man am Beispiel Spital Wetzikon sehen. Während der Verwaltungsratspräsident sich einfach mit einem Rücktritt aus der Verantwortung stiehlt, müssen für den Schaden dann die Steuerzahler aufkommen. 

Es ist auch etwas befremdlich, dass der Gemeinderat für die noch abzustimmende Rechtsformumwandlung bereits eine Verwaltungsratspräsidentin in der Person von Frau Karin Brunner Schmid (Dr. oec. HSG Volkswirtschaftslehre und Dozentin an der ZHAW) aus Meilen präsentiert. Hier hat der Gemeinderat «das Pferd vom Schwanz her aufgezäumt» sprich die Prioritäten falsch gesetzt. Zuerst einmal müsste der Gemeinderat die Vision des Alterszentrums Sunnetal definieren wie z. B. «Ein nachhaltiges, finanziell selbsttragendes und für die Bewohner bezahlbares Alterszentrum, das höchste Lebensqualität im Alter bietet und ein zentraler, integrativer Bestandteil der Gemeinde Fällanden ist.“

Danach geht es darum, die dazu passende Strategie zu entwickeln mit folgenden strategischen Schwerpunkten:

  • Finanzielle Selbsttragfähigkeit und Effizienz
  • Bezahlbare Wohn- und Pflegeangebote
  • Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz
  • Lebensqualität und Bewohnerorientierung
  • Gemeinschaft und Transparenz
  • Attraktiver Arbeitgeber

Für die Festlegung der Strategie braucht es Pragmatiker, die sich mit dem Thema nachhaltiges Alterszentrum auskennen und bereits bewiesen haben, dass sie eine solche Strategie erfolgreich festlegen und umsetzen können – bei Bedarf unter Einbezug externer Fachpersonen.

Erst danach stellt sich die Frage, welche Rechtsform (Aktiengesellschaft, Genossenschaft, Stiftung usw.) für die Vision und die Strategie am besten geeignet ist und wie die Leitungsorgane (Verwaltungsrat, Geschäftsleitung) aufzustellen und zu besetzen sind. Bei den Leitungsorganen muss darauf geachtet werden, dass alle Interessengruppen entsprechend vertreten sind.

Das oberste Organ des Alterszentrum (bei einer Aktiengesellschaft der Verwaltungsrat) sollte aus Fachleuten mit Erfahrung in Finanzen, Pflege, Gemeindepolitik und Nachhaltigkeit bestehen. Die Geschäftsleitung sollte aus fachlich spezialisierten Mitgliedern bestehen, die unterschiedliche Verantwortungsbereiche abdecken. Ein klarer Fokus auf Finanzen, Pflege, Nachhaltigkeit und operative Effizienz ist zentral. 

Zudem sollte die regionale Ansässigkeit der Verwaltungsratsmitglieder und der Geschäftsleitung in Fällanden oder der näheren Region ein wichtiges Kriterium darstellen, um eine enge Verbundenheit zur Gemeinde zu gewährleisten, lokale Bedürfnisse besser zu verstehen und kurze Entscheidungswege sicherzustellen. Die regionale Verankerung fördert das Vertrauen der Bevölkerung, stärkt die Identifikation mit dem Alterszentrum und ermöglicht eine aktive Einbindung der Gemeinde in die Weiterentwicklung der Institution.

Am 9. Februar stehen die Bürgerinnen und Bürger von Benglen, Fällanden und Pfaffhausen vor einer wichtigen Entscheidung: Sollen sie das Alterszentrum mit hoher Anschubfinanzierung und unklarer Strategie in eine neue Rechtsform überführen, bei der die Gemeinde kaum noch Einflussmöglichkeiten hat, oder zuerst gemeinsam Vision und Weg klar definieren?

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert