Persönlichkeiten in Fällanden (7)

Heinz Schmid – kreativer Tüftler rund um Holz, Stein, Draht und Natur

Das Interview führte Jacqueline Hochueli, IG Negel mit Chöpf, Fällanden

Heinz Schmid ist Künstler und Leiter der Kunst in der Zwicky innerhalb der Kulturgruppe Fällanden.

Heinz Schmid

Willkommen zu unserem Interview. Heinz, warum hast du dieses Hobby gewählt und wie war es am Anfang?

«Ich habe immer gerne mit den Händen etwas gemacht und viel auch an unserem Haus gearbeitet. Als dies fertig war, begann ich mit einfachen Projekten. So bin ich immer mehr in  die Kunst rein gewachsen. Das war vor circa 40 Jahren. Zuerst arbeitete ich mehr mit Holz, heute mit viel verschiedenen Materialien.»

Wie würdest du deine künstlerische Entwicklung beschreiben, wenn du schaust, was du am Anfang machtest und nun heute?

«Am Anfang habe ich mehr Skulpturen aus Holz erschafft, geschnitzt und dies mehr aus dem Bauch heraus. Mit der Zeit wurde dies immer wie geplanter. Unterdessen bin ich mehr bei den Installationen gelandet.»

Heisst dies, dass du heute mehr planst?

«Ja, ich habe eine Idee und versuche diese umzusetzen. Dies ist meistens nicht ganz so einfach, bis es funktioniert. Das fasziniert mich. Die allerletzte Figur ist jedoch mehr passiert, als dass sie geplant war. Vielfach entsteht auch etwas aus dem Probieren heraus.»

Verstehe ich dich richtig, dass du dich am Anfang deiner künstlerischen Tätigkeit mehr durch die Intuition leiten liessest?

«Ja, ich habe zu arbeiten begonnen und die Idee ist währenddessen entstanden. Später habe ich Kurse besucht, zum Teil gute, aber zum Teil auch weniger gute. Zwei Kurse sind für mich vor allem wegweisend gewesen und haben mir neue Wege aufgezeigt. Der eine war ein Modellierkurs in der Migros-Klubschule. Dort haben wir nie ein Objekt zu Ende gebracht. Wenn wir etwas modelliert hatten, haben wir es wieder «zerstört» oder etwas Neues daraus kreiert. Wir haben kaum etwas aus diesem Kurs nach Hause gebracht. Das war fürs Formale gut gewesen. Da haben wir gepröbelt und Erfahrungen gesammelt. Wir haben nicht auf ein fertiges Objekt hingearbeitet. Diese Herangehensart hat mich nun 30 Jahre beschäftigt. Im Kurs haben wir zum Beispiel eine liegende Person mit Lehm modelliert. Ich habe danach mal geschaut, was passiert, wenn ich an der einen Ecke einen Teil wegnehme und woanders ansetze, also mit dem gleichen Volumen die Figur abstrahiere. Das habe ich so lange gemacht, bis sie nichts mehr darstellte. So bin ich zu vielen verschiedenen Erfahrungen gekommen. Viel Formales habe ich dort gelernt. 

Später habe ich mich länger mit Reliefs beschäftigt. Welches ist die niedrigste Tiefe, damit man noch etwas Dreidimensionales erkennen kann? So habe ich mir viel an Erfahrungen geholt. Ein anderer Kurs war in der ehemals Kunstgewerbeschule. Die Leiterin hat viele Materialien gebracht, zum Beispiel Draht, Schilf oder Lehm und forderte uns auf, damit tätig zu werden. Auch da ging es um Probieren und Erfahrungen sammeln. Aus diesem Kurs habe ich nur eine Arbeit nach Hause gebracht. In einem späteren Steinhauer-Kurs ging es dann nur um das Handwerk: Welche Werkzeuge braucht es für welche Technik und welchen Stein.»

Wie hast du dein Hobby früher neben Beruf und Familie geschafft?

«Das weiss ich auch nicht mehr. Wenn ich heute zurückdenke, staune ich, wie ich neben 40-Stunden-Woche, am Abend die Kinder ins Bett bringen, Garten pflegen noch Zeit hatte für die Kunst. Am Abend bin ich jeweils noch in den Keller gegangen oder habe meine sonstige Freizeit dran gegeben – in der andere Sport machten.»

Was findest du an deinem Hobby so faszinierend?

«Hm, ich mache es einfach gerne. Ich komme immer wie mehr rein. Ich habe ja keine künstlerische Ausbildung. Mit den Ausstellungen, vor allem in der Zwicky-Fabrik lerne ich immer wieder Leute und andere Künstler kennen. Raus gehen und meine Objekte zeigen – das mache ich gerne. Ich muss zum Glück nicht von der Kunst leben. Ich kann einfach tätig sein. Als Brotberuf ist Künstler sein mühsam. Mich befriedigt es, Lösungen für meine Ideen zu finden.»

Wie ist denn der Werdegang von einer ersten Idee bis zur Realisation?

«Das dauert zum Teil lange. Es kann sein, dass ich sofort an eine Arbeit gehe. Aber meistens habe ich verschiedene Ideen, an denen ich dran bin. Ja, mehr Ideen als Zeit, um sie verwirklichen zu können. Auch kann es sein, dass ich auf eine Ausstellung hin arbeite. So wie jetzt für die «Kunst in der Zwicky» im Mai (Anm. Red.: 08.05.25 Vernissage, 09.-18.05.2025 Ausstellung). Heute war ich mal in der Zwicky, um zu sehen, wo mein Platz ist und was ich zeigen möchte. Die Materialen habe ich weitgehend zusammen, aber die schon existierende Installation werde ich noch verbessern.»

Was ist an deinem Hobby schwierig und herausfordernd?

«Ja, das ist eine gute Frage. Wenn es zu schwierig ist, dann mache ich es nicht. Die Herausforderung jedoch suche ich schon. Wenn meine Idee sich als zu aufwendig herausstellt, dann lasse ich es sein. Ich arbeite nicht für Galerien, damit sie meine Kunstwerke verkaufen können. Das meiste will niemand, weil es allenfalls zu sperrig ist, darum ist es unverkäuflich. Jetzt gerade bin ich doch an einem Auftrag. Diese Person war so fasziniert über eines meiner Objekte, dass er auch eine haben möchte. Es geht um einen Stein, der auf eine Seite rund dreht, aber auf die andere Seite holpert und bockt und in die andere Richtung zurück wechselt – eine Spielerei.»

Was braucht dein Hobby an Fähigkeiten und Wissen?

«Es ist mal das handwerkliche Können, Werkzeuge und die richtigen Leute, die ich fragen kann, wenn ich nicht mehr weiter weiss. Ich glaube, jeder Mensch hat Ideen. Meine Fähigkeit ist die, dass ich dran bleibe und die Idee umsetze. Wenn ich aufwendige Kunstwerke habe, dann habe ich verschiedene Leute, die mir helfen. Wenn es etwas hoch oben aufzuhängen gibt, hilft mir ein Fällander, der Industriekletterer war.»

In 40 Jahren wirst du viel erlebt haben. Welche Erinnerungen hast du da?

«Ich konnte mal beim Bewegten Wind in Deutschland ausstellen; dort habe ich Wolfgang Richter von Salzburg kennen gelernt. Seine Kunst hat mir gefallen. Ihn habe ich dann an eine Ausstellung «Kunst in der Zwicky» nach Fällanden eingeladen, vor etwa 10 bis 15 Jahren. Er behängte beim Fröschbach den hohen Birnbaum mit Plastiktüten. Danach haben wir uns aus den Augen verloren. Später habe ich ihn im Binntal an einer Ausstellung wieder getroffen. Wir hatten die Idee vom Austausch. So gingen Künstler aus Fällanden nach Salzburg und an der letzten Kunstausstellung waren drei Salzburger Künstler bei uns vertreten. 

Eine andere lustige Erfahrung war: Ich hätte gerne in Australien ausgestellt, da sie Aluminium sponserten. Ich bewarb mich und kam rein. Da kam die Corona-Pandemie. Da ich nicht reisen konnte, haben sie nach meinen Plänen meine Installation gebaut und ausgestellt. Dies geschah so an drei aufeinanderfolgenden Ausstellungen. Aber selber war ich noch nie in Australien.»

Welche Tipps hättest du für eine Person, die einen kleinen Schupf braucht, um sich an künstlerisches Tun heranzuwagen?

«Einfach mal beginnen und Freude daran haben. Oder in einen Kurs gehen. Künstlerisches Gestalten ist lernbar. Ich bin immer wieder erstaunt, wieviele Künstler in Fällanden wohnen. Die meisten malen. Als Bildhauer und Installations-Künstler bin ich fast der einzige.»

Hast du  noch einen Wunsch offen?

«In der Kulturgruppe bin ich der Leiter der Ausstellungen. Was wir uns für die Kulturgruppe wünschen ist «frisches Blut». Vor 20 Jahren gründeten wir diese Gruppe und sind jetzt alle in die Jahre gekommen. Wir wünschen uns Unterstützung von neuen, jüngeren Mitgliedern. Wir haben verschiedene Arbeitsgruppen, für Lesungen, Kunstausstellungen, Veranstaltungen in der Zwicky, für Grafik/Werbung und die Bargruppe.  Wir sind eingespielte Teams. Und doch gibt es immer wieder mal Abgänge. Fazit ist: Nachwuchs ist gefragt.»

Heinz, ich danke dir für die Einblicke in dein künstlerisches Schaffen und wünsche dir weiterhin viel Freude und Befriedigung beim Werken.

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