Lärm ist mehr als ein lästiges Geräusch – er ist ein ernstzunehmender Umweltfaktor mit erheblichen gesundheitlichen Folgen. Es lohnt es sich, einen genaueren Blick auf diese oft unterschätzte Belastung zu werfen – sowohl allgemein als auch im konkreten Fall unserer Gemeinde Fällanden.

Lärm als unterschätzter Stressfaktor
Lärm ist allgegenwärtig. Ob durch Strassenverkehr, Flugzeuge, Industrie oder Baustellen – unsere Ohren sind ständig in Alarmbereitschaft. Was viele nicht wissen: Bereits dauerhafte Geräuschpegel ab etwa 55 Dezibel können zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. Das entspricht etwa dem Geräusch, das Regen auf dem Fensterbrett erzeugt.
Der menschliche Organismus reagiert auf Lärm mit Stressreaktionen – auch dann, wenn wir uns dessen überhaupt nicht bewusst sind – weil laute oder unerwartete Geräusche evolutionär als potenzielle Gefahrensignale wahrgenommen werden. Diese Reaktion ist tief im autonomen Nervensystem verankert.
Die Folgen reichen von Konzentrationsstörungen über Schlaflosigkeit bis hin zu chronischem Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einem erhöhten Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle.
Besonders kritisch ist nächtlicher Lärm, der den erholsamen Tiefschlaf stört – selbst dann, wenn man nicht vollständig aufwacht. Studien belegen, dass Menschen in lärmbelasteten Wohngebieten häufiger unter Schlafproblemen, psychischer Erschöpfung und Leistungseinbussen leiden.
Die Lage Fällandens
Fällanden ist leider in besonderem Masse vom Thema Lärm betroffen. Die Gemeinde liegt in unmittelbarer Nähe zu zwei Flugplätzen: dem internationalen Flughafen Zürich und dem Militärflugplatz Dübendorf. Je nach Windrichtung und Flugroute sind die Einwohnerinnen und Einwohner einer Lärmbelastung durch An- und Abflüge ausgesetzt. Die Frequenz des Luftverkehrs hat in den letzten Jahren spürbar zugenommen, was die Lebensqualität erheblich beeinträchtigt.
Hinzu kommt der stark frequentierte Verkehrskreisel im Zentrum von Fällanden, der insbesondere zu den Stosszeiten zu einer dauerhaften Lärmquelle und damit zu einer chronischen akustischen Reizüberflutung wird – besonders für Anwohnende im direkten Umfeld.
Gesundheitsgefahr auf leisen Sohlen
Der gefährlichste Aspekt von Lärm ist seine Unsichtbarkeit. Er hinterlässt keine sofort sichtbaren Spuren – seine Wirkung entfaltet sich schleichend. Doch gerade deshalb ist Vorsicht geboten. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zählt Lärm zu den grössten Umweltgefahren für die Gesundheit in Europa. Für Gemeinden wie Fällanden bedeutet das eine besondere Verantwortung, langfristig Massnahmen zum Lärmschutz zu ergreifen – sei es durch Verkehrsberuhigung oder eine konsequente Flugroutenplanung unter Einbezug der Anwohnerschaft.
Obwohl die Eidgenössische Kommission für Lärmbekämpfung (EKLB) ihre Empfehlungen zur Anpassung der Lärmgrenzwerte bereits 2021 vorgelegt hat, steht die konkrete Umsetzung sowohl auf Bundes- als auch auf Kantonsebene noch aus.
Finanzielle Interessen stehen offenbar über den Gesundheitsinteressen der Bevölkerung.
Fazit
Lärm ist keine Bagatelle – er ist ein gravierender Eingriff in die körperliche Unversehrtheit und psychische Gesundheit der Bevölkerung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft Verkehrslärm als zweitwichtigste umweltbedingte Gesundheitsgefährdung in Europa ein – gleich nach der Luftverschmutzung. Für Gemeinden wie Fällanden, die systematisch durch Flug- und Verkehrslärm überdurchschnittlich belastet werden, ist die aktuelle Lage nicht nur unzumutbar, sondern rechtlich fragwürdig.
Gemäss Artikel 74 der Bundesverfassung ist der Bund verpflichtet, die Bevölkerung vor schädlichen oder lästigen Einwirkungen zu schützen. Wenn Schutzmassnahmen verzögert oder verweigert werden, stellt dies eine Missachtung dieses Verfassungsauftrags dar. Ruhe ist kein Privileg, sondern ein verfassungsmässig geschütztes Gut – ein fundamentales Bedürfnis und ein einklagbares Recht. Es ist höchste Zeit, dass Betroffene nicht nur Gehör finden, sondern ihre Rechte auch konsequent einfordern – notfalls auf dem Rechtsweg.
Guten Tag
Ich wohne seit 13 Jahren in Fällanden und kann nicht verstehen, was das nächtliche Geläut in unserer heutigen, hektischen Welt soll.
Ich bin so gestresst von diesem um die 93dB lautem Lärm in der Nacht, ich spüre die gesundheitlichen negativen Wirkungen in vollem Mass. Dazu kommt noch, dass am Wochenende Baulärm und Rasenmäher Lärm dazukommt. Von den Hubschraubern den ganzen Tag nicht zu sprechen.
Warum stellt man nicht den Lärm von den Glocken wenigstens nachts zwischen 22 – 6:59 Uhr ab?
Würde eine Petition etwas bewirken können ?
Ich nehme an, dass Sie von der Ev.-ref. Kirche Fällanden beim Sternenkreisel sprechen. Der seitliche Kirchturm samt Geläute wurde 1933 angebaut. Somit läuteten die Glocken schon 79 Jahre, bevor Sie freiwillig und in Kenntnis der Lage in die Nähe gezogen sind.