Durch den Hinschied des RPK-Mitgliedes Alex Hunkeler (Mitte) wurde eine Ersatzwahl in die RPK nötig.
Auf die erste Ausschreibung1 vom 28.02.2025 gingen zwei Vorschläge ein: je einer von einem Mitglied der Mitte-Partei und einer eines Parteilosen. Vor Ablauf der zweiten Frist2 am 14.03.2025 zog sich dann der parteilose Kandidat zurück.
Ein eher ungewöhnlicher Vorgang. Was war passiert?

Die Mitte-Partei stellte aus ihren Reihen einen Kandidaten auf, der nun an der Urne wohl bestätigt werden wird. Als einzige politische Kraft schaffte es die Mitte, einen Vorschlag zu präsentieren. Sie machte in diesem Fall alles richtig. Ich wünsche dem voraussichtlich Gewählten Erfolg in seiner neuen Aufgabe.
Und die anderen Ortsparteien? Immerhin sind in Fällanden neben der Mitte auch SVP, FDP, GLP und SP vertreten.
Sie geben allesamt ein trauriges Bild ab. Keine einzige Partei brachte einen Kandidaten hervor, während in der Nachbargemeinde Maur für eine aktuelle RPK-Ergänzungswahl vier Kandidaten zur Verfügung stehen (ein Parteiloser und je ein Mitglied von SVP, FDP und GLP).
Wenn man schon keine eigenen Leute findet, so hätte man ja annehmen dürfen, dass eine oder mehrere Parteien den sich anbietenden parteilosen Kandidaten unterstützen würden, nachdem sich dieser den Parteien schriftlich vorstellte. Immerhin eine Person mit oekonomischer Hochschulbildung, ehrenamtlicher Tätigkeit im Dorfverein (früher), heute im Wahlbüro und in der Schule. Fehlanzeige.
Der Kandidat lässt sich im «Glattaler» u. a. wie folgt zitieren: «Die SP wollte erst wissen, was die Partei von seiner Kandidatur habe». Die FDP stellte eine Antwort in Aussicht, dann Funkstille. Die SVP legte einen Parteieintritt nahe, verbunden mit der Empfehlung, vorerst doch auf eine Kandidatur zu verzichten. Etc. Deren Präsident meinte noch, man habe nicht vor, der Mitte den Sitz wegzunehmen.
Die GLP wiederum setzte noch einen drauf, indem sie noch im Januar 2025 dem Kandidaten mitteilte, dass man «bereits vor geraumer Zeit beschlossen habe, den von der CVP aufgestellten Kandidaten zu unterstützen. Wir können daher keinen…» (Das muss aber wirklich schon lange beschlossen worden sein, denn die CVP nennt sich seit vier Jahren «Die Mitte»). Die Einladung zur Parteimitgliedschaft lag bei. Man legt sich also längst vor der amtlichen Publikation fest, ohne den oder die Kandidaten zu prüfen.
Stehen die Parteien nicht in einem Wettbewerb um die Gunst des Publikums, indem sie die aus ihrer Sicht beste Politik mit den besten Leuten anbieten? In allen nationalen Parteiprogrammen der genannten Parteien finden sich hehre Aussagen, wie man zum Wohle der Schweizer Demokratie mitwirkt. Die Fällander kümmert das nicht. Vielleicht kennen sie auch Ihre Parteiprogramme nicht.
Ein Leserbriefschreiber mit einschlägiger Erfahrung nannte diesen Sachverhalt «Postenschacher». Natürlich weisen alle Parteiverteter den Vorwurf entschieden zurück. Das ist risikolos. Auch wenn es offensichtlich ist, lässt sich das nicht beweisen. Aber es scheint noch mehr zu sein: kollektives Versagen dieser Ortsparteien im Vorfeld der nächstjährigen Wahlen. Man tritt sich nicht auf die Füsse. Auch wenn man ein unbekanntes Bauernopfer bringen muss. Das Interesse an einer funktionierenden Gemeinde mit den bestmöglichen Leuten schwindet zugunsten von Machtanspruch und Profilierungsstreben. Nichts Neues in Fällanden. Opportunismus pur.
Der so abservierte parteilose Kandidat widerrief frustriert sein Angebot an die Gemeinde, in der RPK mitzuwirken. Ein zweites wird es nicht geben. Recht hat er.
- Allgemeine Bekanntmachungen zu den Wahlen – Publikation (vom 28.02.2025) der vorläufigen Wahlvorschläge für die Ersatzwahl eines Mitglieds der Rechnungsprüfungskommission für den Rest der Amtsdauer 2022 – 2026, Fällanden ↩︎
- Allgemeine Bekanntmachungen zu den Wahlen – Publikation (vom 14.03.2025) des definitiven Wahlvorschlags für die Ersatzwahl eines Mitglieds der Rechnungsprüfungskommission für den Rest der Amtsdauer 2022 – 2026, Fällanden ↩︎
Zunächst möchte ich klarstellen: In dem Gespräch mit dem parteilosen Kandidaten wurde nicht gefragt, „was die SP davon hat“, wie fälschlich behauptet wurde. Vielmehr haben wir, wie bei allen Anfragen, nach der politischen Grundhaltung und den Werten der Person gefragt – ein legitimer Schritt, bevor eine Wahlempfehlung ausgesprochen werden kann. Wir vertreten unsere Wählerinnen und Wähler und sehen uns ihnen gegenüber verpflichtet, nur Personen zu unterstützen, die unsere Grundwerte teilen.
Dass sich derzeit viele geeignete Personen aus beruflichen und familiären Gründen nicht zur Verfügung stellen können oder wollen, ist Realität – und betrifft alle Parteien. Das politische Engagement auf lokaler Ebene ist sehr anspruchsvoll, oft undankbar und mit erheblichem Zeitaufwand verbunden. Pauschale Vorwürfe von «Postenschacher» oder «kollektivem Versagen» helfen dabei keineswegs, die Situation zu verbessern – im Gegenteil, sie schrecken potenzielle Kandidierende zusätzlich ab.
Der SP Fällanden steht ein für eine konstruktive, transparente Gemeindepolitik. Wir begrüssen jede Person, die sich mit unseren Werten identifiziert und bereit ist, Verantwortung zu übernehmen. Ungeachtet von Parteizugehörigkeit – aber nicht frei von politischer Haltung.
Tanja Berger
Co-Präsidentin SP Fällanden