Warum Ausgliederung der Werke?
Am gestrigen Abend lud die Gemeinde Fällanden die Bürgerinnen und Bürger zu einer Informationsveranstaltung mit dem Titel „Warum Ausgliederung der Werke?“ ein. Trotz strahlendem Wetter fanden rund 50 Personen den Weg in die Versammlung. Die Veranstaltung wurde von der Moderatorin Esther Giersberger geleitet, während die Experten Thomas Bürki, Gemeinderat von Fällanden, und Nico Waldmeier von EVU Partners die Themen präsentierten.

Das Hauptziel des Abends war es, den Anwesenden fundierte Argumente für das bereits laufende Vernehmlassungsverfahren (vom 10. Juni 2025 bis Freitag, 11. Juli 2025) und die bevorstehende Volksabstimmung zu liefern. Dabei wurde die Ausgliederung der Werke als zentrale Massnahme diskutiert, um die Zukunftsfähigkeit in der Gemeinde zu sichern.
Argumente für die Ausgliederung
Thomas Bürki betonte zu Beginn, dass es sich bei der Ausgliederung nicht um eine Privatisierung der Werke handele. „Die Tarifstruktur bleibt unverändert, und der einzige Weg für die Werke, Gewinne zu erzielen, ist mit dem Stromverkauf – und der ist regulatorisch mit rund 95 CHF pro Haushalt gedeckelt“, erklärte Bürki. Er erläuterte weiter, dass etwa 2/3 der Zürcher Gemeinden ihre Werke bereits ausgelagert hätten und dass die Fällander Werke diese Entwicklung ebenfalls durchlaufen sollten.
Ein wichtiger Punkt sei auch die Notwendigkeit, Fachpersonal für die Werke zu gewinnen. Es sei unter den bisherigen Strukturen schwierig, qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen. Die Ausgliederung könnte hier eine Lösung bieten. Eine Auslagerung würde auch eine deutliche Verkürzung bei der Projektgestaltung und -realsierung bewirken. Weiter wäre man näher am Markt und den Kunden.
Als Nachteil wird die Tatsache erwähnt, dass Investitionsentscheide nicht mehr zwingend von der Stimmbevölkerung zu verabschieden seien.
Zukunftsperspektiven und Finanzierung
Nico Waldmeier sprach über die finanziellen Aspekte der Ausgliederung. Die Gemeinde müsse für die Gründung einer Aktiengesellschaft (AG) eine einmalige Zahlung von 100.000 CHF leisten, zusätzlich sei ein Kredit von 2 Millionen CHF für die ersten zwei Jahre nötig. Dieser Kredit solle innerhalb der zwei Jahre zurückgezahlt werden. In den ersten Jahren würden für die Gemeinde keine Dividenden anfallen. Dies sei notwendig, um die wirtschaftliche Stabilität der AG zu gewährleisten.
Bürki führte zwei konkrete Beispiele an, um zu veranschaulichen, wie die Ausgliederung langfristig zu Kostensenkungen führen könne: Das erste Beispiel war das Wärmenetz, das aus der Abwärme der Abwasserreinigungsanlage (ARA) gespeist wird. Dies ermögliche die Bereitstellung von Heizwärme zu einem deutlich günstigeren Preis als Gas und könne jährlich 1,2 Millionen Liter Heizöl einsparen. Ein weiteres Beispiel war die Gründung lokaler Elektrizitätsgesellschaften (LEG), die durch schnelleres Handeln in der Stromproduktion die Möglichkeit habe, Strom kostengünstiger zu erzeugen. Eine gemeindeeigene AG könne anderen privaten Marktteilnehmern zuvorkommen.
Fragen und Antworten aus dem Publikum
Im Anschluss an die Präsentationen gab es eine rege Fragerunde. unter anderem wurde die Frage nach den zukünftigen Abwassergebühren gestellt. Waldmeier stellte klar, dass die Tarife in der Vergangenheit noch nicht kostendeckend waren, aber die AG verpflichtet sei, dies sicherzustellen. Der Verwaltungsrat müsse dafür sorgen, dass jede Sparte finanziell ausgeglichen ist.
Zudem ging es um die zukünftige Energieproduktion und deren Effizienz. In Benglen könnte in Zukunft mit einer Solaranlage auch Strom produziert werden. Bürki merkte auf eine Bemerkung eines Votaten, der zu Bedenken gab, dass die Sonne im Winter zu wenig scheine, an, dass es bisher noch keine Gemeinde gegeben habe, bei der mehr Strom produziert wurde, als verbraucht, aber die Entwicklung von Speichern sei bereits in Planung.
Kritik und Bedenken
Mehrheitlich äusserten Bürger Bedenken, insbesondere hinsichtlich der potenziellen Auswirkungen auf die Gebührenstruktur. Es wurde die Sorge geäussert, dass mit der Ausgliederung die Löhne und die Kosten für den Verwaltungsrat steigen könnten und dies zu einer Erhöhung der Gebühren führen würde. Bürki wies darauf hin, dass die Löhne marktgerecht sein müssten, jedoch die Gemeinde immer noch 100 Prozent der Aktien der AG besitzen werde, was eine Kontrolle über die wirtschaftliche Entwicklung sicherstelle. Auch bei den Stromgebühren zeige sich, dass in vielen Zürcher Gemeinden, die bereits ausgegliedert haben, die Gebühren stabil geblieben seien.
Ein weiterer Punkt war die Sorge vor einer späteren möglichen Veräussertung der AG. Bürki stellte klar, dass dies nicht geplant sei, da alle Aktien weiterhin im Besitz der Gemeinde bleiben würden. Auch müsste die Gemeindeordnung für eine Veräussertung geändert werden, was nur durch eine Volksabstimmung geschehen könnte.
Schlusswort und Ausblick
Zum Abschluss des Abends bedankte sich die Moderatorin bei allen Anwesenden und kündigte an, dass es in naher Zukunft eine weitere Veranstaltung zu dem Thema geben werde. Bürger Harry Eggimann unterstützte die Ausgliederung, da er überzeugt sei, dass sie der Gemeinde langfristig zugutekommen wird. Er betonte, dass mit dieser Massnahme die Werke zukunftsfähig gemacht werden und der Verwaltungsrat in der neuen Struktur besser arbeiten könne.
Die Veranstaltung endete mit einem Apéro, bei dem die Anwesenden noch einmal Gelegenheit hatten, sich auszutauschen.
Hier geht es zu weiteren Unterlagen der Gemeinde zu diesem Thema.
Weitere Informationen vom Kanton ZH zum Thema Ausgliederung finden sich hier und hier.

Die Informationsveranstaltung war sehr gut organisiert und alle gestellten Fragen wurden kompetent und korrekt beantwortet. Nicht alle Anwesende waren in der Lage, komplexere Sachverhalte zu verstehen, was in der Natur der Sache liegt. Beeindruckend ist aber die Professionalität bei der Planung und das Vorgehen nach den Grundsätzen des Projektmanagement. Es wurde auch kritische Rechtsfragen gestellt, die gut verständlich geklärt werden konnten. Gut gewählt bei der Projektorganisation (PO) sind die zwei Teilprojektgruppen «Recht» und «Finanzen». In der Gruppe «Recht» nehmen zwei Juristen aus renommierten Kanzleien teil und die Gruppe «Finanzen» besteht aus der Leiterin der Abteilung Finanzen der Gemeinde sowie zwei Finanzfachleuten. Besser kann die PO nicht sein. Was vielleicht noch hätte präzisiert werden müssen, ist die erforderliche enge Zusammenarbeit im Finanzwesen zwischen der Gemeindeverwaltung und der zu gründenden Gemeinde-eigenen Aktiengesellschaft. Einerseits wird in Zukunft ein Wissenstransfer zwischen professionellem Finanz- und Rechnungswesen und der Gemeindefinanzverwaltung stattfinden und andererseits ist anzustreben, dass das gemäss Gemeindegesetz erforderliche Interne Kontrollsystem (IKS) der Gemeinde und dasjenige der Aktiengesellschaft möglichst angeglichen und vergleichbar gestaltet wird. Auch dies würde die Transparenz der Tätigkeiten der neuen Gemeinde-eigenen Aktiengesellschaft stärken.
Die neu zu gründende Aktiengesellschaft kann auch nach modernen Managementmethoden geführt werden, was die Suche, Einstellung sowie die Entwicklung des Mitarbeiterpotentials wesentlich begünstigen wird. Auch dies ist ein wichtiger Grund, die Gemeinde-Eigene AG zu gründen. Im wohltuenden Gegensatz
Die Führung der Veranstaltung durch den sehr kompetent wirkenden Gemeinderat Thomas Bürki und Herrn Nico Waldmeier (EVU Partners AG) hat viele kritische Bürgerinnen und Bürger zum Nachdenken angeregt und einige wichtige Fragen geklärt. Sehr gut aufgenommen wurde auch die professionelle Moderation der Veranstaltung durch Frau Esther Girsberger, ehemalige Chefredaktorin des «Tages-Anzeigers». Gut war auch die Teilnahme der am Projekt beteiligten Gemeinderäte Ruedi Maurer und Christian Rossmann.
Der Apéro war sehr schnell verzehrt, doch Tranksame gab es genug: Ganz offensichtlich kamen trotz wunderschönem Wetter viel mehr Interessierte als von der Gemeinde geplant. Der Meinungsaustausch nach dem Anlass hat bei einigen wahrscheinlich zu mehr Wissen über das Projekt geführt und die Akzeptanz für die Ausgliederung der Gemeindewerke Fällanden gesteigert.