Solarstadt Benglen

Auf den Dächern von Fällandens Sonnenterasse mehren sich die Sonnenkollektoren. Die Energiegewinnung und das Dorfbild befinden sich im Wandel.

Der südlichste Ortsteil der Gemeinde Fällanden verändert sich. Wer durch die obere Benglen spaziert, dem fallen unweigerlich die Dächer der Einfamilienhäuser auf, genauer gesagt jene, deren rotbraune Ziegel nun mit dunklen Platten ergänzt sind. Immer mehr Hausdächer verwandeln sich so in Solarkraftwerke.

Der Wandel ist mittlerweile auch aus der Luft, zum Beispiel auf Google Maps, ersichtlich, wenn auch erst sehr punktuell. Ob es bei einem Flickenteppich bleiben wird, oder ob wir auf eine Zukunft zugehen, in der alle Dächer Solaranlagen tragen werden, ist heute noch offen.

Quelle: Google Maps

Das veränderte Ortsbild trägt somit zur Produktion ökologisch nachhaltigen Stroms bei. Dieser wird entweder in einer Batterie zwischengespeichert oder direkt ins Stromnetz abgegeben. Während sich die Schweiz unter einer Hitzeglocke mit langen, intensiven Sonnentagen befindet, laufen die Kraftwerke auf Hochtouren.

Aber auch in der unteren Benglen, bei den Mehrfamilienhäusern, tut sich was, auch wenn man es aus der Fussgängerperspektive nicht sehen kann. So hat an der Bodenacherstrasse 59, 61 das erste Gebäude mit Stockwerkeigentum sein weitläufiges Flachdach mit einer Solaranlage versehen. Der so produzierte Strom wird in einer Baterie im Keller zwischengespeichert, bevor er entweder vor Ort verbraucht oder bei vorhandenem Überschuss ins Stromnetz abgegeben wird. Die Einsparungen im Zuge der Eigenproduktion wiegen die Gesamtkosten bereits im Laufe weniger Jahre auf.

Die beiden grössten Fragen, die damit einhergehen, sind zurzeit noch nicht abschliessend gelöst. Erstens verursachen Solarstromwerke, die ans Stromnetz angeschlossen sind, jahreszeit- und wetterabhängig Schwankungen in der Netzauslastung. Zweitens, und damit verbunden, steht die Frage nach der Speicherung im Raum: wie bringen wir den schönen Sommer-Sonnen-Strom in den kalten Winter unter den obligaten Hochnebel?

Lösungsansätze und Ideen gibt es viele, die Forschung präsentiert auch immer mal wieder eine neuere, bessere Idee. Was auch immer man persönlich von Solarstrom halten mag: es gibt immer mehr davon. Die Herausforderungen für das Stromnetz und hinsichtlich der Speicherung müssen wir lösen, technisch, wirtschaftlich und politisch.

Für den Moment bleibt dem Autor dieses Beitrages – hitzebedingt – jedoch eine andere Frage gänzlich unbeantwortet auf der Zunge liegen: Wenn man denn so eine Anlage auf dem Dach und eine Batterie im Keller seines Hauses hat und somit praktisch akut stromautark leben kann, ist man denn auch eher bereit, sich etwas weniger stromsparend zu verhalten, zum Beispiel durch das Installieren einer erfrischenden Klimaanlage?

Eine Antwort auf „Solarstadt Benglen“

  1. Es ist sehr positiv, dass sich in dieser Hinsicht etwas bewegt – jeder Verbraucher mit geeigneter Dachfläche kann so selbst einen Beitrag leisten. Hinderlich ist noch häufig, dass sich eine Photovoltaikanlage mit einer höheren Leistung als dem maximalen Eigenverbrauch aufgrund der schlechten Vergütung nicht lohnt.

    Sehr erfreulich ist zudem, dass sich auch die Gemeinde Fällanden das folgende Legislaturziel gesetzt hat:
    Photovoltaikanlagen werden weiter ausgebaut und wirtschaftlich betrieben.

    Zum Umsetzungsstand im April 2025 findet sich im Jahresbericht der Gemeinde jedoch der ernüchternde Kommentar:

    „Der Ausbau von Photovoltaikanlagen wird derzeit mangels geeigneter Dachflächen nicht weiterverfolgt.“

    Ein kurzer Blick auf Google Maps zeigt allerdings lediglich auf der ARA Fällanden eine Photovoltaikanlage auf Gemeindeimmobilien. Selbst auf dem neu gebauten Kindergarten in Fällanden ist keine einzige Solarzelle zu erkennen – trotz guter Exposition. Allein dieses eine Dach bietet rund 950 m² nutzbare Fläche.

    Hinzu kommt, dass die Gemeinde Fällanden den wesentlichen Vorteil hat, den selbst produzierten Solarstrom über die eigenen Werke deutlich attraktiver vermarkten zu können als private Einspeiser, die lediglich die vergleichsweise geringe Einspeisevergütung erhalten.

    Mit einem Anteil von derzeit nur 2.4 % an der Fällander Stromversorgung ist die Gefahr, dass die Photovoltaikproduktion auf Gemeindegebiet aus dem Ruder läuft und die Werke vor ernsthafte Herausforderungen stellt, noch relativ gering. Eine ambitioniertere Arbeit an diesem Legislaturziel – im Gleichschritt mit der oben beschriebenen Entwicklung auf Privathäusern in Benglen – wäre daher sehr wünschenswert.

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