Odysseus macht den Pfau

von Corinna Yves, Zürich

Noch im christlichen Mittelalter galt der Pfau als Zeichen von Überheblichkeit und Arroganz. Im Altertum und in vielen Kulturkreisen war und ist er ein Symbol von Kraft und Schönheit. Der Rad schlagende Vogel ziert jetzt das Titelbild der «Niemandsgesänge», des neusten Gedichtbuches des «wortesekundant» Verlages aus Küsnacht.

Viele Tiere finden sich im schmucken Büchlein des Fällandeners Andreas Moser, so auch der Pfau. So einfach ist das. So einfach ist das eben nicht, wenn es darin um die Rückkehr eines modernen Mannes zu sich selbst geht. Denn während im Titelbild mit dem schönen und stolzen Tier kokettiert wird, spielt der Buchtitel klar auf Homers Odysseus an. Odysseus, dieser antike Held Griechenlands, hat sich im Kampf mit dem einäugigen Zyklopen einmal selbst als niemand bezeichnet.

Vor dreitausend Jahren mag Penelope noch auf ihren fahrigen Göttergatten gewartet haben. Dem ist heute nicht mehr so. Das wissen auch Verlag und Autor der «Niemandsgesänge». So präsentieren sie zwar einen Mann auf der Suche nach sich und nach heute gültigen Werten. In den Texten und durch einen Schreib-Wettbewerb lassen sie aber gerade den Frauen sehr viel Platz zu Wort zu kommen.

Erste Lesung und Buchpräsentation: 31. März 2021, 19:00, online

„Wer ist ein Mann? Wer seine Nächsten schützt,
Wer sie auch tötet, wenn es nützt?
Wer Wege gehen kann und Ziele kennt,
Wer sie, wenn nötig, umbenennt,
Wär der ein Mann?

Ist einer Mann, wenn er ohnmächtig ist
Und nicht mehr oder noch nicht kann?
Ist der nur Mann, der machtvoll und mit List
Zur Stelle ist mit einem Plan,
Ist der ein Mann?

Wer ist der Mann? Ein Mann ein Mann, der noch
An der Aufgabe wachsen muss?
Ein Mann, der ihr gewachsen ist und doch
Aufgeben möchte kurz vor Schluss,
Wie wird der Mann?

Wer ist der Mann“

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