Die Geschichte des Primarschulhauses in Benglen (2/6)

vom Verein Vernünftige Schulraumplanung Fällanden (vsp-f)

Kapitel 2: Die tragische Geschichte zur Zweckentfremdung des Primarschulhauses Benglen

Die Sekundarstufe der Gemeinde Fällanden war bis 1975 mangels eigenen Schulraums seit Jahren kostenpflichtig nach Dübendorf ausgelagert gewesen.

«Bis Ende der 60er Jahre gehörte Fällanden zur Oberstufenschulgemeinde Dübendorf-Fällanden-Schwerzenbach. Dies führte dazu, dass die Sekundarschüler aus Fällanden ihre Schule in Dübendorf besuchen mussten, während diejenigen aus Pfaffhausen in die Sekundarschule Zürich-Witikon fahren konnten. Diese Zersplitterung war der FDP Fällanden ein ständiges Thema. Mit Anfragen an die Primarschulpflege Fällanden und an die Oberstufenschulpflege Dübendorf im Frühling 1968 machte sie auf die unbefriedigende Situation aufmerksam und stellte die Frage nach einem eigenen Oberstufenschulhaus in den Raum. Jede der beiden Behörden schob der anderen den Schwarzen Peter zu. Dies veranlasste die FDP, bei den Behördenwahlen 1970 den freisinnigen Gymnasiallehrer Gilli Schmid (Pfaffhausen) als Mitglied der Dübendorfer Oberstufenschulpflege zu portieren, mit dem ausdrücklichen Auftrag, in dieser Behörde auf die Loslösung von Fällanden hinzuwirken. Er erledigte seinen Auftrag mit Bravour…»
(Quelle: Neujahrsblatt der FDP Fällanden, 2022)

Vom damaligen Oberstufenfonds der Gemeinde Fällanden von 4.0 Mio. Franken wurden als Ausgleich für die Entlassung aus der gemeinsamen Schulgemeinde ca. 1.7 Mio. Franken an die Stadt Dübendorf überwiesen. Per 1. Mai 1973 wurden die Fällander Oberstufenschule und die Primarschule Fällanden in der «Schulgemeinde Fällanden» vereint.

Ein entsprechendes Oberstufenschulhaus war aber in der Gemeinde Fällanden noch gar nicht vorhanden. So kam man auf die Idee, dieses ungelöste Problem und den Schwarzen Peter gleichsam an die Bengler weiterzugeben – von Bravour keine Rede. In die noch vorhandenen Reserveräume des Primarschulhauses Benglen sollte 1974 die Sekundarstufe, mit einem Raumbedarf von max. 19 Räumen, «provisorisch» einquartiert werden. Im Gegenzug sollten die Bengler Primarschüler ab der 4. Klasse (und bis zur 6. Klasse) nach Pfaffhausen ausquartiert werden. Zudem überlegte sich die Schulpflege schon im Jahr 1975 eine vollständige Ausquartierung sogar der Primarschüler der 1., 2. und 3. Klasse von Benglen nach Pfaffhausen. Sie kam aber zum Schluss,
«…dass selbst beim vollständigen Ausquartieren der Primarstufen das Primarschulhaus Benglen zu klein sei und nicht vorschriftsgemäss für die Sekundarstufe geführt werden könne und man leider «gezwungen» sei, das Primarschulhaus Benglen den Primarschülern von Benglen zu überlassen.»
(Quelle: Orientierung Schulpflege Fällanden vom 10.07.1975)

An der Schulgemeindeversammlung vom März 1974 wurde sodann die Ausarbeitung eines Wettbewerbsprojektes für ein eigenes Sekundarschulhaus am Standort Schönau beim Schützenhaus (Kat. Nr. 2583) mit Gesamtkosten von ca. 23.0 Mio. Franken (32 Raumeinheiten) gutgeheissen. Dieser für damalige Begriffe teure Prestigebau wurde jedoch mangels Kreditgutsprache nicht ausgeführt. Eine billigere Minimallösung Schönau mit Gesamtkosten von ca. 13.8 Mio. Franken (18.5 Raumeinheiten) wurde der Gemeindeversammlung nicht zur Annahme empfohlen.

Im Nachhinein sind diese Vorgänge zu bedauern, denn die nachstehenden Investitionen für das Oberstufenschulhaus Schönau waren bereits getätigt worden und mussten von den Fällander Steuerzahlern amortisiert werden, ohne zu einem Resultat zu führen:

Landerwerb Schönau 3.83 Mio. Franken
Projektierung/Einrichtung   1.58 Mio. Franken
Verzinsung   1.27 Mio. Franken
Total Kosten bis 30.04.19766.68 Mio. Franken

Dies alles war in dieser Weise möglich geworden, weil die Schulpflege eine neue Idee aus dem Hut gezaubert hatte. Sie schlug der Gemeindeversammlung nämlich an erster Stelle ein Provisorium mit einem günstigen Barackenbau in Benglen vor. Dieses Provisorium für ca. 1.45 Mio. Franken respektive mit Gesamtkosten von ca. 8.53 Mio. Franken sollte neben dem Primarschulhaus Buechwis in Benglen erstellt werden, und die Schulpflege ging davon aus, dass es
«für sehr lange Zeit die Raumprobleme decken wird.»
(Quelle: Protokoll Schulpflege Fällanden vom 26.04.1976)

Die private Initiative, eine provisorische Lösung für die Unterbringung der Sekundarstufe in Benglen auszuarbeiten, kam bereits 1975 aus Pfaffhausen.
(Quelle: Amtlicher Anzeiger, Publikationsorgan der Stadt Zürich und Gemeinde Fällanden und Schwerzenbach vom 23.04.1976)

Offenbar wollte die Schulpflege für die Oberstufe nur sehr wenig Geld ausgeben. Die Rechnung lautete so:

Provisorium Barackenbau in Benglen
Preis Schulbaracke1’45 Mio. Franken
Kosten Schönau, bereits ausgegeben 6’68 Mio. Franken
Verzinsung bis Bezug Provisorium400’000 Franken
Gesamtkosten8’53 Mio. Franken

Mit dieser übertriebenen Sparpolitik nahm die Schulpflege in Kauf, dass das Primarschulhaus Buechwis in Benglen zugunsten der Oberstufe umgenutzt beziehungsweise zweckentfremdet wurde und dass die Kinder aus Benglen ihr eigenes, von den Benglern finanziertes Primarschulhaus, nicht mehr benutzen konnten.

Damit versuchte die Schulpflege offenbar, einem kleinen Kreis von Pfaffhausern entgegenzukommen, welcher gegen einen allfälligen Ausbau des Schulstandorts Pfaffhausen zugunsten der Sekundarstufe war und sich gegen Lösungen in dieser Richtung zum vornherein zur Wehr gesetzt hatten.
(Quelle: Protokoll Schulpflege vom 26.02.1976)

Was von der Schulbehörde seit 1974 und ab 1977/87 mit dem erweiterten Pavillon-Schulraum auf dem beengten Schulareal Benglen als provisorische Übergangslösung für die Sekundarschule – und zum Nachteil der Primarschule von Benglen – präsentiert wurde, dauert nun schon seit über 50 Jahren an

Es ist ein «Providurium» zum Standortnachteil des Ortsteils Benglen, auf Kosten der Bengler Primarschüler, mit Ausquartierung der Bengler Mittelstufe (4. – 6. Klassenschüler) nach Pfaffhausen und Verlegung der Bengler Unterstufe (1. – 3. Klassenschüler) in das Provisorium neben dem Primarschulhaus Buechwis in Benglen. Gleichzeitig gereicht dieses «Providurium» zum klaren Nachteil sämtlicher Sekundarschüler der Gemeinde Fällanden, denn seit nunmehr 50 Jahren müssen sie eine Schule besuchen, welche nicht für die Bedürfnisse der Sekundarstufe geplant und gebaut worden ist.

Bereits im Oktober 1987 musste das Pavillon-Provisorium um einen Anbau mit drei zusätzlichen Zimmern erweitert werden – anstatt dass man endlich, wie den Benglern einmal versprochen worden war, ein Oberstufenschulhaus gebaut hätte. Es war der Schulpflege schon damals nicht entgangen, dass die Aussenanlagen und alle übrigen Einrichtungen auf engstem Raum durch die übermässige Schülerkonzentration überlastet und übernutzt würden. Auch die Heizanlage war ursprünglich nur für das Primarschulhaus berechnet worden. Durch die zusätzlich angehängten Räume, wie die Pavillons und die Turnhalle 2, vermochte die Heizleistung nicht mehr zu genügen, was zu kalten Schulzimmern und einem reduzierten Schwimmbetrieb führte.
(Quelle: «Wir Bengler», September 1987)

Von der Schulpflege wird dennoch geschichtsvergessen und wider besseres Wissen immer wieder der Versuch unternommen, das Primarschulhaus Benglen als das Oberstufenschulhaus der Gemeinde Fällanden darzustellen:
«Das Buechwis ist das Oberstufenschulhaus der Schulgemeinde Fällanden»
(Quelle: Immobilienstrategie 10.2013, Seite 34)
oder
«Ebenfalls zur Schule Buechwis gehören zusätzliche Pavillons, in welchen u. a. Fachlehrzimmer sowie Klassen der Primarschule Buechwis untergebracht sind.» (!)
(Quelle: Evaluationsbericht Sekundarschule Buechwis Gemeinde Fällanden, Schuljahr 2022/2023, externe Publikation Kanton Zürich)

Fortsetzung folgt…

4 Antworten auf „Die Geschichte des Primarschulhauses in Benglen (2/6)“

  1. Wer an der Informationsveranstaltung des Gemeinderates und der Schulpflege vom 18.04.24 anwesend war, versteht jetzt besser, was die Hintergründe des irritierenden Verhaltens in der Planung Schulinfrastruktur sind: Man will partout kein Sekundarschulhaus in Pfaffhausen und versucht durch ein neues «Provisorium» in Buechwis (2 Geschosse, je 2 Räume à 93 m2, plus 1 Raum à 72 m2, plus Toiletten und Garderoben) für 3.95 Mio. wieder auf Zeit zu spielen. Die Interessen der Bengler Bevölkerung werden ignoriert. Priorität haben das Ruhebedürfnis und die freie Aussicht in Pfaffhausen. Man will auch keinen Lärm oder andere Belästigungen durch Jugendliche und Verkehr in Pfaffhausen. Dies alles auf Kosten der anderen beiden Ortsteile. Wie lange soll das noch so andauern? Wann wird dieses Gehabe vom Souverän beendet?

    Ich bin gespannt auf die nächste Folge und denke, dass diese reale Fortsetzungsgeschichte uns noch besser zeigt, was die Hintergründe der bedauerlichen aktuellen Schulraumsituation in Fällanden ist. Seit über 20 Jahren wurde geplant, diskutiert, debattiert und nichts entschieden. Nur der Neubau «Lätten» wurde realisiert, weil es nicht mehr anders ging. Das Gelände um den Kindergarten «Breiteli» wollte man vor ein paar Jahren umzonen und dann gewinnbringend für Wohnungsraum verkaufen. Zum Glück wurde das vom Souverän abgelehnt. Jetzt braucht man diese Räume wieder und die bestehende Kita muss ausziehen. Eine Fehlentscheidung nach der anderen durch die verantwortlichen Behörden. Es ist haarsträubend und unverständlich was in dieser Gemeinde vorgeht.

  2. Herr Eggimann,
    Das müssen Sie mir jetzt erklären. Die Schulpflege und der Gemeinderat unterstützen die Einzelinitiative für den Bau eines Sekundarschulhauses in Pfaffhausen, bei einem Ja im Juni soll im September ein Planungskredit beim Volk abgeholt werden. Wie kommen Sie darauf, dass die Behörden eben genau das nicht wollen? Waren Sie am Donnerstag tagsächlich an der gleichen Infoveranstaltung wie ich? Also ich war in der Zwicky…

    1. Ja, Herr Hunggeler ich war dabei. Und ich habe mir alle Folien heruntergeladen und gelesen. Ich frage mich aber, worin eigentlich noch die Eigenleistung des Gemeinderats besteht? Die Bevölkerungsentwicklung (Quelle ist das Kantonale Statistische Amt) kann jeder betriebswirtschaftlich ausgebildete Mensch selbst erarbeiten. Alle Daten stehen zur Verfügung. Man brauchte die Firma Eckhaus AG um dies zu tun. Weshalb?

      Auch für die Moderation der Informationsveranstaltung wurde ein externer «Berater» für teures Geld zugezogen. Es wird viel delegiert, wenig selbst gemacht und was präsentiert wird ist qualitativ ungenügend. Die Begriffe pädagogisch und organisatorisch werden verwechselt. Die Präsentationsfolien am 18.04.24 sind fehlerhaft. Das ist nicht gut.

      Seit 1986 wohne ich in Fällanden und war an unzähligen Gemeindeversammlungen. Da gab es noch Persönlichkeiten wie Hans Manz, Heinz Allensbach oder Lukas David. An der Ablehnung des Verkaufs des EW Fällanden habe ich führend mitgearbeitet. Heute können wir dankbar sein, dass wir das EW noch haben und damit tiefere Kosten für Energie. Meine Söhne besuchten die Schule in Fällanden. Meine Cousine arbeitete als Lehrerin im Schulhaus Buechwis. Ich war eine Zeitlang Gastmitglied bei der FDP Fällanden und habe die Art und Weise der Politisiererei nach Fällander Art erlebt. War nicht nach meinem Stil. Und ich habe nicht vergessen, wie in den letzten Jahren argumentiert wurde. Was wurde nicht alles gesagt, versprochen und wie wenig wurde gehalten. Selbst für kleinere Informationen, die gemäss dem in Kanton Zürich herrschenden Öffentlichkeitsprinzip selbstverständlich sind, muss der Bürger eine Eingabe nach IDG schreiben.

      Leider muss ich eingestehen, dass ich wenig Vertrauen in die Arbeit des GR habe. Es wurde immer von einem Provisorium gesprochen. Am 18.04.24 wurde dann zugegeben, dass das «Provisorium» mindestens 10 Jahre lang genutzt würde. Ab einer Nutzung von 19 Jahren lohnt sich der Bau mehr als die Miete. Mein Vorschlag ging genau in diese Richtung: Ich wollte wissen, was unter einem Provisorium verstanden wird. In der BWL und im Projektmanagement wird unter langfristig 10 – 20 Jahre verstanden, mittelfristig 5 – 10 Jahre und kurzfristig 1 – 5 Jahre. So definiert es die Lehre und so lehre ich es meinen Studierenden. Jetzt wissen wir Bescheid. Kaum jemandem ist aufgefallen, dass wir eine eklatante Lücke bei den Investitionen in Schulbauten haben: Es würde über 20 Jahre lang diskutiert, Geld für teure Studien ausgegeben und nichts getan.

      Aber kaum jemand stört das. Sind ja die Steuergelder der anderen. Mein Steuergeld wird schon richtig eingesetzt. So naiv denken leider zu viele Leute. Die Umsetzung des Baus des Sekundarschulhauses in Bommern/Pfaffhausen wird der jetzt gewählte Gemeinderat nicht mehr führen können. Wir haben im März 2026 Neuwahlen und dann hoffentlich einen neuen Gemeinderat und eine neue Schulpflege. Nur eine radikale Änderung der Einstellung, der Verantwortung und damit des Personals in unserer Gemeinde wird zu einer Verbesserung führen.

      Dennoch sind die Veranstaltungen des Gemeinderates in Fällanden immer spannend und machen «Spass», sind sie doch oft besser als das Fernsehprogramm und anschliessend kann mich sich erfreuen am Apéro. Es ist alles gratis und macht noch Spass, denken viele. Aber es ist nicht gratis. Die Rechnung kommt erst später und die ist nicht schön. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine schönen Sonntag.

  3. Mit Verzicht auf Realisation des Schönau-Projektes – mit einem eigenen Oberstufenschulhaus für die Gemeinde Fällanden – hat man zum Standortnachteil vom Ortsteil Benglen, auf Kosten der Bengler Primarschüler der 1. – 6. Klasse, sowie der gesamten Sekundarstufe der Gemeinde Fällanden, durch Zweckentfremdung, Übernutzung und schamloser Ausschlachtung, bei gleichzeitiger grober Missachtung eines adäquaten Unterhaltes des Primarschulhauses Buechwis, nun seit 50 Jahren einige Millionen und deren Verzinsung eingespart. Nun ist es Zeit, die Rechnung zu begleichen und dem Ortsteil Benglen und seinen Primarschülern von der 1. bis 6. Klasse das Primarschulhaus Buechwis nach einer sorgfältigen Innensanierung wieder ohne weitere Verzögerungstaktik, mit der angemessenen Priorität zu überlassen. Ein auf die Bedürfnisse einer Sekundarstufe ausgerichtetes Sekundarschulhaus, am einzigen in der Gemeinde zur Verfügung stehenden, entwicklungsfähigen Schulstandort Bommern in Pfaffhausen soll nun unverzüglich für den Umzug der Sekundarstufe von Benglen nach Pfaffhausen gebaut werden. Die Dringlichkeit dazu war bereits in der Immobilienstrategie vom Oktober 2013 unmissverständlich formuliert, aber leider nicht ergebnisorientiert umgesetzt worden. Offensichtlich ein Missverhältnis zwischen öffentlichem Interesse versus einer jahrzehntelanger Politik Für Die Partikularinteressen.

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