Baukommission Fällanden verhindert Energie-autarkes Haus

von Marcel Wunderli, Bauleiter

Die subjektive Ästhetik der Baukommission wird über energetische Selbstversorgung gestellt

Seit einer Woche werden in diesem Rundholzblockhaus in Pfaffhausen zwölf Kinder in einer naturverbundenen und kreativen Kinderkrippe betreut.

Das Haus wird mittels einer 20 kW Nennleistung umfassenden Stückholzheizung eines Schweizer Unternehmens CO2-neutral geheizt; inkl. Warmwasser.

CO2-neutral kann ein Haus heute nur mit dem erneuerbaren Energieträger Holz geheizt werden, das bei seiner Verbrennung nur so viel CO2 wieder freigibt, welches bei seinem Wachstum eingeschlossen wurde.

Alle anderen erneuerbaren Energien insbesondere sämtliche Typen von Erdsonden und Wärmepumpen brauchen elektrischen Strom, um den jeweiligen Verdichter anzutreiben.

Unser Haus wartet noch auf die energetische Vollendung: noch fehlen die Photovoltaikeinsätze in den Ziegeln, welche rund 2‘000 kWh/Jahr elektrischen Strom generieren werden, die in erster Linie für den Eigengebrauch vorgesehen sind, dann aber als überschüssige Produktion ins öffentliche Netz eingespiesen werden.

Die Gemeinde Fällanden hat bald eine CO2-neutrale Kinderkrippe mit autarker Stromversorgung. Was für ein wegweisendes kleines Haus!

Leider verpflichtet uns die Baukommission Fällanden, das Rundholz mit einer Vertikalverschalung mit Nut und Kamm zu überdecken!

Auf das eingereichte Wiedererwägungsgesuch, man möge uns diesen aus unserer Sicht unverständlichen Zusatzaufwand und die optische Verschlechterung doch ersparen, wurde nicht einmal eingegangen: man wurde schlichtweg ignoriert.

Das Argument der angeordneten Vertikalschalung versteht niemand: In der Baubewilligung steht denn wörtlich:

«Die 21 cm dicken runden Holzstämme sind im Quartier aber auch im Gemeindegebiet untypisch. Im Weiteren steht der Neubau sehr nahe neben dem bestehenden Wohnhaus, dadurch werden die beiden Gebäude eigentlich als Ensemble wahrgenommen. Der geplante Neubau nimmt jedoch überhaupt keinen Bezug zum Bestand. Die architektonische Ausgestaltung ist deshalb unbefriedigend und hält die oben genannten Bestimmungen nicht ein. Der Ausführung mit Rundholz kann nicht zugestimmt werden.»

Als Folge davon muss die Eigentümerin der Kinderkrippe aus Kostengründen vorläufig auf die Photovoltaikziegel verzichten und über die Jahre erst einmal wieder Kapital generieren.

Es ist für niemanden ausserhalb der Baukommission verständlich, weshalb man die eigene subjektive und fragliche Ästhetik in diesem unsensiblen Quartier ohne jegliche architektonische Handschrift oder Note unserem ikonischen CO2-neutralen und stromautarken Haus den Vorrang gibt.

Auch in der Beleuchtung gingen wir eigene Wege: im ganzen Haus gibt es keine einzige Leuchte oder Lampe: alles ist mit dimmbaren LED–Streifen beleuchtet, was ein einzigartig indirektes Licht an den Rundholzbalken ergibt.

Wenigstens hat die Baukommission im Innern eines Hauses nichts zu sagen!

Vielleicht kann uns da ja die Fällander Bevölkerung helfen und über entsprechenden «öffentlichen Druck» noch etwas bewegen.

Zur Zeit sind wir einerseits glücklich über das rundum gelungene Bauwerk mit begeisterten Eltern und kreativen Kindern – und gleichzeitig massiv enttäuscht von der Baukommission.

Marcel Wunderli, Bauleiter

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