von Stefan Schelling, Fällanden
Am 22. Oktober stimmt die Fällander Bevölkerung über den Neubau oder die Sanierung des Gemeindehauses ab. Das neue Gemeindehaus stellt lediglich den ersten Schritt einer umfassenden Investitionsplanung des Gemeinderats dar. Denn zusätzlich sollen die Schulhäuser Bommern und Benglen saniert bzw. neugebaut werden.
Das Investitionsvolumen für die drei Neubauten kalkuliert der Gemeinderat mit total Fr. 132 Mio. Der Gemeinderat rechnet in seiner Präsentation auf Seite 44 (Info-Veranstaltung 21. Juni 2023 Zukunft Gemeindehaus und Zentrumsentwicklung) mit 4% für die Schule Bommern und mit 5% für die Schule Benlgen. Das neue Gemeindehaus soll keine steuerlichen Auswirkungen haben, da die Erträge aus Vermietungen die jährlichen Abschreibungen kompensieren. Also total sollen die Investitionen von Fr. 132 Mio. mittels 9% Steuererhöhung gestemmt werden können
Stimmt diese Rechnung des Gemeinderats wirklich? Wenn man die Tabelle auf S. 44 der Präsentation genauer anschaut, so sind bei der Berechnung nur die Abschreibungen pro Jahr (bzw. jährliche Tilgung des Kredits) berücksichtigt. Da die Gemeinde Fällanden keine 132 Mio. besitzt, wird dieser Betrag über Fremdkapital, laut Gemeindepräsident durch einen Bankkredit, finanziert. Dies bedeutet auch, dass neben der Tilgung des Kredits auch Schuldzinsen fällig werden.
In der Investitionsrechnung spricht man von einer Annuität (eine Annuität ist ein über die ganze Kreditlaufzeit gleichbleibender Betrag bestehend aus einem Teil Schuldtilgung und einem Teil Schuldzinsen). Wie sieht also die Berechnung aus, wenn man die Schuldzinsen miteinbezieht? Die Berechnung kann leicht in Excel nachvollzogen werden (die Excel-Funktion dazu lautet «RMZ»). Die Resultate aus der Berechnung der jährlichen Annuitäten für einen Kredit von Fr. 132 Mio. zu 2%, 3%, 4% und 5% sind aus der untenstehenden Tabelle ersichtlich (ein Steuerprozent entspricht Fr. 350’000):
| Zinssatz | Jährliche Annuität in Fr. | Steuerprozente |
|---|---|---|
| 2% | 5’502’622 | 15.72 |
| 3% | 6’356’608 | 18.16 |
| 4% | 7’273’671 | 20.78 |
| 5% | 8’248’686 | 23.57 |
Meine Abklärungen bei einem Kreditspezialisten bei einer Kantonalbank haben ergeben, dass die Gemeinde eher mit 5% als mit 2% Schuldzinsen rechnen muss.
Auch wenn die ganzen Fr. 132 Mio. nicht gleichzeitig aufgenommen werden müssen (Start Gemeindehaus und Schule Bommern 2027 und Schule Benglen 2029) so zeigen die Berechnungen der Annuität doch auf, dass die vom Gemeinderat berechneten 9 Steuerprozente nicht die gesamten Kosten berücksichtigen. Zudem sind in dieser Investitionsplanung des Gemeinderates die weiteren Kosten für die Infrastruktur noch nicht enthalten (z. B. Sanierung und Ausbau der Kläranlage Fällanden). Die Fällander Stimmbevölkerung sollte sich also bei den anstehenden Abstimmungen für Gemeindehaus, Schule Bommern und Schule Benglen gut überlegen, ob sie sich auf ein solches finanzielles Vorhaben einlassen will. Die Auswirkungen werden uns 33 Jahre lang begleiten.
Vielen Dank Herr Schelling für diese Erläuterungen. Wir wissen seit Jahren, dass die Auswirkungen von Investitionen in Fällanden nie offen und klar kommuniziert werden. Unter dem Gemeinderat Hans Manz, der früher für die Finanzen zuständig war, wurde meistens transparent und klar informiert. Deshalb ist es so wichtig, dass einzelne Bürger, so wie Sie es tun, diesen Mangel beheben.